Lavendel richtig zu schneiden ist eine Kunst, die über bloßes Zurückstutzen hinausgeht. Es handelt sich um einen wichtigen Pflegeeingriff, der das Wachstum, die Blütenfülle und die Lebensdauer dieser mediterranen Pflanze maßgeblich beeinflusst. Manche Gärtner bevorzugen einen radikalen Rückschnitt, andere einen behutsamen Ansatz – beide haben ihre Berechtigung, je nach Lavendelart, Standort und gewünschtem Ergebnis.
In den folgenden Abschnitten erfahren Sie alles Wissenswerte über den richtigen Schnitt verschiedener Lavendelarten, die optimalen Zeitpunkte und die geeigneten Werkzeuge. Zudem teile ich praktische Tipps aus meiner langjährigen Erfahrung und zeige Ihnen, wie Sie häufige Fehler vermeiden können. Mit diesem Wissen wird Ihr Lavendel nicht nur üppiger blühen, sondern auch viele Jahre Freude bereiten.
Warum ist der richtige Schnitt so wichtig?
Der regelmäßige und fachgerechte Schnitt ist für Lavendelpflanzen von entscheidender Bedeutung. Ohne diesen wichtigen Pflegeschritt verholzen die Pflanzen schnell, werden unansehnlich und verlieren ihre charakteristische Form. Ein korrekter Rückschnitt fördert die Verzweigung und sorgt dafür, dass die Pflanze kompakt und buschig wächst, anstatt langstielig und ausladend zu werden.
Besonders bei älteren Exemplaren ist der Schnitt unerlässlich. Mit zunehmendem Alter neigt Lavendel dazu, von unten her zu verkahlen und nur noch an den Spitzen zu blühen. Durch gezieltes Zurückschneiden wird die Pflanze zu neuem Wachstum angeregt und bleibt auch im fortgeschrittenen Alter vital und blühfreudig.
Der richtige Schnitt ist wie ein Jungbrunnen für Lavendel – er verlängert nicht nur die Lebensdauer der Pflanze, sondern erhält auch ihre natürliche Schönheit und Blühkraft.
Darüber hinaus hat der Schnitt direkte Auswirkungen auf die Blütenbildung. Lavendelpflanzen, die regelmäßig geschnitten werden, bilden deutlich mehr Blütentriebe aus als ungepflegte Exemplare. Dies kommt nicht nur der Optik zugute, sondern freut auch Bienen und andere nützliche Insekten, die den Nektar der duftenden Blüten lieben.
Ein weiterer Vorteil: Durch den Schnitt wird die Luftzirkulation innerhalb der Pflanze verbessert, was Pilzerkrankungen vorbeugt. Besonders in regenreichen Regionen oder an feuchten Standorten ist dieser Aspekt nicht zu unterschätzen.
Die optimalen Schnittzeitpunkte

Der perfekte Zeitpunkt für den Lavendelschnitt hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Lavendelart, das Klima und der Zweck des Schnitts. Grundsätzlich gibt es zwei Hauptschnitttermine, die für die meisten Lavendelarten empfehlenswert sind.
Frühjahrsschnitt
Der Frühjahrsschnitt erfolgt idealerweise Ende März bis Anfang April, wenn die Frostgefahr vorüber ist, aber bevor die Pflanze mit dem neuen Austrieb beginnt. Zu diesem Zeitpunkt werden abgestorbene Pflanzenteile entfernt und die Form der Pflanze korrigiert. Ein zu früher Schnitt kann bei Spätfrösten zu Schäden führen, während ein zu später Schnitt den Neuaustrieb beeinträchtigen kann.
In milden Regionen kann der Frühjahrsschnitt auch schon früher erfolgen. Achten Sie dabei auf die Wettervorhersage und die ersten Anzeichen von neuem Wachstum an Ihrer Pflanze. Sobald sich die ersten grünen Triebe zeigen, ist es höchste Zeit für den Schnitt.
Sommerschnitt nach der Blüte
Der zweite wichtige Schnitttermin liegt direkt nach der Hauptblüte, meist zwischen Juli und August. Dieser Schnitt entfernt verblühte Blütenstände und regt bei manchen Sorten eine zweite, wenn auch schwächere Blüte im Spätsommer an. Zudem verhindert er eine unerwünschte Selbstaussaat und hält die Pflanze in Form.
Bei diesem Schnitt sollten Sie behutsamer vorgehen als beim Frühjahrsschnitt. Entfernen Sie hauptsächlich die Blütenstiele und kürzen Sie das Laub nur leicht ein. Ein zu starker Rückschnitt zu diesem Zeitpunkt kann die Pflanze schwächen und ihre Winterhärte beeinträchtigen.
Ein gut getimter Schnitt ist die halbe Miete – er respektiert den natürlichen Wachstumszyklus der Pflanze und maximiert ihre Vitalität und Blühfreude.
Spezielle Schnittzeitpunkte für verschiedene Lavendelarten
Nicht alle Lavendelarten sollten auf die gleiche Weise geschnitten werden. Hier eine Übersicht der wichtigsten Arten und ihrer spezifischen Schnittbedürfnisse:
Lavendelart | Botanischer Name | Optimaler Schnittzeitpunkt | Besonderheiten |
---|---|---|---|
Echter Lavendel | Lavandula angustifolia | Frühjahr und nach der Hauptblüte | Verträgt stärkeren Rückschnitt, nicht ins alte Holz schneiden |
Schopflavendel | Lavandula stoechas | Nach jeder Blüte, Hauptschnitt im Frühjahr | Empfindlicher im Winter, vorsichtiger schneiden |
Speiklavendel | Lavandula latifolia | Nur ein Schnitt nach der Blüte | Wächst langsamer, benötigt weniger Schnitt |
Wolllavendel | Lavandula lanata | Leichter Schnitt im Frühjahr | Sehr empfindlich, nur minimal schneiden |
Lavandin (Hybrid) | Lavandula x intermedia | Frühjahr und nach der Blüte | Wuchskräftig, verträgt starken Rückschnitt |
Die richtige Schnitttechnik für verschiedene Lavendelarten

Je nach Lavendelart und Alter der Pflanze kommen unterschiedliche Schnitttechniken zum Einsatz. Die Grundprinzipien sind jedoch für alle Arten ähnlich.
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia)
Der Echte Lavendel ist die am häufigsten kultivierte Art und verträgt einen relativ starken Rückschnitt. Im Frühjahr können Sie die Pflanze um etwa ein Drittel ihrer Höhe zurückschneiden. Wichtig ist, dass Sie nicht ins alte, verholzte Holz schneiden, da dieses kaum noch austreibt.
Die Schnitttechnik sollte so erfolgen:
🌱 Entfernen Sie zunächst alle abgestorbenen oder beschädigten Triebe
🌿 Schneiden Sie dann die gesunden Triebe etwa 2-3 cm über dem Holz ab
🌺 Formen Sie die Pflanze zu einem gleichmäßigen, halbkugeligen Busch
🌷 Achten Sie darauf, dass immer etwas grünes Laub an den Trieben verbleibt
🍃 Schneiden Sie bei älteren Pflanzen etwas vorsichtiger, um sie nicht zu überfordern
Nach der Blüte im Sommer schneiden Sie die verblühten Blütenstände zurück und kürzen die Triebe leicht ein, um die Form zu erhalten. Dieser Schnitt sollte weniger radikal sein als der Frühjahrsschnitt.
Schopflavendel (Lavandula stoechas)
Der Schopflavendel ist empfindlicher als der Echte Lavendel und sollte behutsamer geschnitten werden. Er blüht früher und oft länger, manchmal mit mehreren Blühphasen während der Saison.
Bei dieser Art empfiehlt sich:
- Ein leichter Rückschnitt im zeitigen Frühjahr
- Regelmäßiges Entfernen der verblühten Blütenstände während der Saison
- Vermeidung von starken Rückschnitten im Spätsommer oder Herbst
Da der Schopflavendel in unseren Breiten oft weniger winterhart ist, sollte der letzte Schnitt spätestens im August erfolgen, damit die Pflanze vor dem Winter noch Zeit hat, sich zu regenerieren.
Lavandin (Lavandula x intermedia)
Lavandin-Hybriden sind besonders wuchskräftig und können stärker zurückgeschnitten werden als andere Arten. Diese robusten Pflanzen verzeihen auch einen versehentlich zu tiefen Schnitt eher.
Für Lavandin gilt:
- Im Frühjahr können Sie bis zu 50% der Pflanzenhöhe zurückschneiden
- Nach der Hauptblüte erfolgt ein weiterer, etwas sanfterer Schnitt
- Auch ältere, verholzte Pflanzen können durch einen radikalen Verjüngungsschnitt oft noch gerettet werden
Die Schere sollte dem Charakter der Pflanze folgen – was dem robusten Lavandin guttut, kann den empfindlichen Schopflavendel überfordern.
Das richtige Werkzeug für den perfekten Schnitt

Die Wahl des richtigen Werkzeugs ist entscheidend für einen sauberen und pflanzenfreundlichen Schnitt. Stumpfe oder ungeeignete Schnittwerkzeuge können die Triebe quetschen statt sauber zu durchtrennen, was Eintrittspforten für Krankheitserreger schafft.
Empfohlene Werkzeuge
Für den Lavendelschnitt eignen sich besonders:
- Scharfe Gartenscheren: Ideal für den jährlichen Rückschnitt einzelner Pflanzen oder kleinerer Bestände. Achten Sie auf eine gute Qualität und regelmäßiges Schärfen.
- Heckenscheren: Bei größeren Lavendelhecken oder umfangreichen Beständen erleichtern manuelle oder elektrische Heckenscheren die Arbeit erheblich.
- Spezielle Kräuterscheren: Mit ihren schmalen, scharfen Klingen sind sie perfekt für präzise Schnitte und die Ernte von Blüten für kulinarische oder dekorative Zwecke.
- Rosenscheren: Mit ihrer gebogenen Klinge ermöglichen sie einen präzisen Schnitt auch in dichten Pflanzenteilen.
Pflege der Werkzeuge
Für optimale Schnittergebnisse und eine lange Lebensdauer Ihrer Werkzeuge ist regelmäßige Pflege unerlässlich:
- Reinigen Sie die Scheren nach jedem Gebrauch von Pflanzenresten und Harz
- Desinfizieren Sie die Klingen regelmäßig, besonders wenn Sie verschiedene Pflanzen schneiden
- Schärfen Sie stumpfe Klingen sofort, da sie die Pflanze verletzen können
- Ölen Sie bewegliche Teile für eine leichtgängige Handhabung
- Lagern Sie die Werkzeuge trocken, um Rostbildung zu vermeiden
Häufige Fehler beim Lavendelschnitt
Selbst erfahrene Gärtner machen beim Schnitt von Lavendel gelegentlich Fehler. Kennen Sie die häufigsten Fallstricke, können Sie diese leicht vermeiden.
Zu tiefer Schnitt ins alte Holz
Der häufigste und folgenschwerste Fehler ist der Schnitt ins alte, verholzte Material. Anders als viele andere Sträucher treibt Lavendel aus altem Holz kaum oder gar nicht mehr aus. Ein zu tiefer Schnitt kann daher zum Absterben ganzer Pflanzenteile oder sogar der gesamten Pflanze führen.
Vermeidungsstrategie: Schneiden Sie nie weiter zurück als bis zu dem Punkt, wo noch grüne Blätter am Trieb sichtbar sind. Lassen Sie immer einen kleinen Bereich mit Blattansätzen stehen, aus dem die Pflanze neu austreiben kann.
Falscher Schnittzeitpunkt
Ein Schnitt zur falschen Jahreszeit kann die Pflanze schwächen oder ihre Blütenbildung beeinträchtigen.
Vermeidungsstrategie: Halten Sie sich an die empfohlenen Schnittzeiten im Frühjahr und nach der Blüte. Vermeiden Sie Schnitte im Spätherbst oder Winter, da diese die Frostempfindlichkeit erhöhen können.
Timing ist alles – ein zur falschen Zeit durchgeführter Schnitt kann mehr schaden als gar kein Schnitt.
Ungleichmäßiger Schnitt
Ein ungleichmäßiger Schnitt führt zu einer unharmonischen Pflanzenform und kann die Belichtung der inneren Pflanzenteile beeinträchtigen.
Vermeidungsstrategie: Schneiden Sie die Pflanze gleichmäßig zurück und achten Sie auf eine harmonische, abgerundete Form. Bei Lavendelhecken hilft eine Schnur als Orientierungshilfe für einen geraden Schnitt.
Vernachlässigung des regelmäßigen Schnitts
Viele Hobbygärtner scheuen den regelmäßigen Schnitt aus Angst, etwas falsch zu machen. Doch gerade das Ausbleiben des Schnitts führt zu verkahlenden, unattraktiven Pflanzen mit reduzierter Blühfreudigkeit.
Vermeidungsstrategie: Überwinden Sie Ihre Scheu und schneiden Sie regelmäßig. Selbst ein nicht perfekter Schnitt ist meist besser als gar kein Schnitt.
Spezielle Schnitttechniken für besondere Situationen

Neben dem regulären Erhaltungsschnitt gibt es Situationen, die spezielle Schnitttechniken erfordern.
Verjüngungsschnitt bei alten, verholzten Pflanzen
Ältere Lavendelpflanzen, die über Jahre hinweg nicht oder nur unzureichend geschnitten wurden, können stark verholzen und von unten verkahlen. Ein Verjüngungsschnitt kann in manchen Fällen Abhilfe schaffen.
Diese Technik sollte im zeitigen Frühjahr angewendet werden:
- Entfernen Sie zunächst alle abgestorbenen Triebe vollständig
- Schneiden Sie die lebenden Triebe auf etwa 10-15 cm zurück, achten Sie dabei auf vorhandene Blattknoten
- Belassen Sie unbedingt einige grüne Blätter an jedem Trieb
- Düngen Sie die Pflanze nach dem Schnitt leicht, um den Neuaustrieb zu fördern
- Wässern Sie in Trockenperioden regelmäßig, aber sparsam
Beachten Sie, dass nicht jede alte Lavendelpflanze auf einen Verjüngungsschnitt anspricht. Manchmal ist eine Neupflanzung die bessere Option.
Formschnitt für Lavendelhecken
Lavendel eignet sich hervorragend für niedrige, duftende Hecken. Der Schnitt solcher Hecken erfordert besondere Aufmerksamkeit:
- Schneiden Sie die Hecke leicht trapezförmig, sodass die Basis etwas breiter ist als die Oberseite
- Dies gewährleistet eine optimale Belichtung aller Pflanzenteile
- Verwenden Sie für gerade Linien eine Schnur als Orientierungshilfe
- Bei längeren Hecken empfiehlt sich der Einsatz einer Heckenschere
Ernteschnitt für Duftsträuße und Trockenblumen
Wenn Sie Lavendelblüten für Duftsträuße, Trockengestecke oder kulinarische Zwecke ernten möchten, ist der richtige Schnittzeitpunkt entscheidend:
- Für Duftsträuße und Trockenblumen ernten Sie die Blüten, wenn etwa ein Drittel der Blüten geöffnet ist
- Für kulinarische Verwendung schneiden Sie die Blüten kurz vor der vollständigen Öffnung, wenn das Aroma am intensivsten ist
- Schneiden Sie die Stiele möglichst lang, um Gestaltungsspielraum zu haben
- Der beste Zeitpunkt für die Ernte ist der späte Vormittag an einem trockenen Tag, wenn der Tau verdunstet ist, aber die Mittagshitze noch nicht eingesetzt hat
Die Kunst des Erntens liegt im richtigen Timing – zu früh geschnittene Blüten entfalten nicht ihr volles Aroma, zu spät geschnittene verlieren schnell ihre Farbe und Form.
Pflege nach dem Schnitt
Nach dem Schnitt benötigt Lavendel besondere Aufmerksamkeit, um sich optimal zu erholen und kräftig neu auszutreiben.
Düngung
Lavendel ist genügsam und benötigt keine intensive Düngung. Dennoch kann eine leichte Nährstoffgabe nach dem Frühjahrsschnitt das Wachstum unterstützen:
- Verwenden Sie vorzugsweise organische Dünger wie gut verrotteten Kompost oder spezielle Kräuterdünger
- Vermeiden Sie stickstoffreiche Dünger, da diese zu weichem, frostempfindlichem Wachstum führen
- Eine dünne Schicht Kompost um die Pflanze herum (nicht direkt am Stamm) reicht in der Regel aus
- Alternativ eignet sich auch ein spezieller Lavendeldünger mit erhöhtem Kaliumanteil
Bewässerung
Nach dem Schnitt sollten Sie die Bewässerung anpassen:
- In den ersten Tagen nach dem Schnitt etwas mehr gießen als üblich, besonders bei trockenem Wetter
- Danach zur normalen, zurückhaltenden Bewässerung zurückkehren
- Staunässe unbedingt vermeiden, da Lavendel empfindlich auf zu viel Feuchtigkeit reagiert
- Besser selten, dafür durchdringend gießen als häufig und oberflächlich
Mulchen
Eine dünne Mulchschicht kann nach dem Schnitt vorteilhaft sein:
- Verwenden Sie durchlässige, mineralische Mulchmaterialien wie Kies, Split oder Lavasteine
- Diese speichern tagsüber Wärme und geben sie nachts ab, was dem wärmeliebenden Lavendel zugute kommt
- Organische Mulchmaterialien wie Rindenmulch sind weniger geeignet, da sie Feuchtigkeit speichern
- Die Mulchschicht sollte nicht dicker als 3-5 cm sein
Regionale Besonderheiten beim Lavendelschnitt

Je nach Klimazone und regionalen Bedingungen können Anpassungen beim Schnitt erforderlich sein.
Schnitt in kälteren Regionen
In Gebieten mit strengen Wintern sollten Sie einige Besonderheiten beachten:
- Der Herbstschnitt sollte früher erfolgen oder ganz entfallen, um den Pflanzen mehr Zeit zur Vorbereitung auf den Winter zu geben
- Schneiden Sie generell etwas zurückhaltender, um mehr Pflanzensubstanz als Frostschutz zu belassen
- Bei empfindlicheren Arten wie dem Schopflavendel kann ein zusätzlicher Winterschutz sinnvoll sein
Schnitt in warmen, feuchten Regionen
In Gebieten mit milden, feuchten Wintern gelten andere Regeln:
- Hier kann der Herbstschnitt auch später erfolgen
- Achten Sie auf ausreichende Luftzirkulation innerhalb der Pflanze, um Pilzerkrankungen vorzubeugen
- Ein etwas stärkerer Rückschnitt kann sinnvoll sein, um dichtes Wachstum zu vermeiden
Lavendelschnitt im Jahresverlauf
Eine Übersicht der wichtigsten Pflegemaßnahmen für Lavendel im Laufe des Jahres:
Monat | Pflegemaßnahme | Hinweise |
---|---|---|
Januar – Februar | Ruhephase, kein Schnitt | Winterschutz kontrollieren |
März – April | Frühjahrsschnitt | Sobald Frostgefahr vorüber, vor Neuaustrieb |
Mai | Wachstumsphase | Ggf. Unkraut entfernen, sparsam gießen |
Juni – Juli | Hauptblütezeit | Blüten für Sträuße ernten |
Juli – August | Sommerschnitt | Nach der Hauptblüte, verblühte Stände entfernen |
September | Letzte Blüten | In warmen Regionen ggf. leichter Formschnitt |
Oktober – Dezember | Ruhephase | In kalten Regionen ggf. Winterschutz anbringen |
Der Jahresrhythmus des Lavendels gibt den Takt für den Schnitt vor – wer im Einklang mit diesem natürlichen Zyklus arbeitet, wird mit gesunden, üppig blühenden Pflanzen belohnt.
Lavendelschnitt für spezielle Verwendungszwecke

Je nach Verwendungszweck kann der Schnitt variieren.
Schnitt für maximale Blütenproduktion
Wenn Sie möglichst viele Blüten für die Ernte wünschen:
- Führen Sie einen etwas stärkeren Frühjahrsschnitt durch, um mehr Verzweigungen anzuregen
- Entfernen Sie verblühte Blütenstände sofort, um eine Nachblüte zu fördern
- Halten Sie die Pflanzen eher kompakt, da dies zu einer höheren Blütendichte führt
- Düngen Sie moderat mit einem kaliumbetonten Dünger für mehr Blütenansatz
Schnitt für dekorative Zwecke
Für besonders attraktive Pflanzen im Garten:
- Formen Sie die Pflanzen gleichmäßig halbkugelig
- Bei Beetpflanzungen staffeln Sie die Höhe je nach Position
- In Kübeln können Sie durch gezielten Schnitt auch kugelförmige oder kegelförmige Pflanzen erzielen
- Für einen besonders harmonischen Eindruck schneiden Sie alle Pflanzen einer Gruppe auf die gleiche Höhe
Schnitt für Lavendelhecken
Bei der Verwendung als Heckenpflanze:
- Schneiden Sie etwas häufiger, um eine dichte Verzweigung zu fördern
- Achten Sie auf eine leicht trapezförmige Silhouette für optimale Belichtung
- Für formale Hecken sind regelmäßige leichte Formschnitte besser als seltene radikale Eingriffe
- Verwenden Sie vorzugsweise kompakte Sorten wie ‚Hidcote Blue‘ oder ‚Munstead‘
Häufige Fragen zum Lavendelschnitt
Kann ich meinen Lavendel im Herbst schneiden?
Ein Herbstschnitt ist grundsätzlich möglich, aber mit Vorsicht zu genießen. In Regionen mit milden Wintern kann ein leichter Formschnitt im frühen Herbst durchgeführt werden. In Gebieten mit strengen Wintern sollte auf den Herbstschnitt verzichtet werden, da er die Frostempfindlichkeit erhöht. Die frisch geschnittenen Stellen haben dann nicht genügend Zeit, um vor dem Winter abzuhärten. Besser ist es, den Hauptschnitt ins Frühjahr zu verlegen und im Herbst nur verblühte Blütenstände zu entfernen.
Mein Lavendel ist stark verholzt und blüht kaum noch. Kann ich ihn retten?
Bei stark verholzten Pflanzen kommt es darauf an, ob noch grüne Triebe vorhanden sind. Wenn die Pflanze nur oben an den Spitzen noch grün ist und unten komplett verkahlt, sind die Erfolgsaussichten für eine Verjüngung gering. Ein Versuch ist dennoch möglich: Schneiden Sie im zeitigen Frühjahr bis kurz über die letzten sichtbaren grünen Triebe zurück, niemals ins kahle Holz. Düngen Sie anschließend leicht und sorgen Sie für optimale Bedingungen. Zeigen sich nach einigen Wochen keine neuen Triebe, ist eine Neupflanzung die bessere Alternative.
Wie stark darf ich meinen Lavendel zurückschneiden?
Die Schnittintensität hängt von der Lavendelart und dem Alter der Pflanze ab. Als Faustregel gilt: Schneiden Sie nie mehr als ein Drittel bis maximal die Hälfte der Pflanzenhöhe zurück, und achten Sie darauf, dass immer grüne Blätter am Trieb verbleiben. Echter Lavendel (Lavandula angustifolia) und Lavandin-Hybriden (Lavandula x intermedia) vertragen einen stärkeren Rückschnitt als Schopflavendel (Lavandula stoechas) oder Wolllavendel (Lavandula lanata). Junge Pflanzen sollten generell schonender behandelt werden als etablierte Exemplare.
Warum blüht mein Lavendel nicht, obwohl ich ihn regelmäßig schneide?
Ausbleibende Blüten trotz regelmäßigen Schnitts können verschiedene Ursachen haben. Häufig liegt es am Schnittzeitpunkt: Ein zu später Frühjahrsschnitt kann bereits angelegte Blütenknospen entfernen. Auch zu viel Stickstoffdünger fördert das Blattwachstum auf Kosten der Blütenbildung. Weitere mögliche Ursachen sind zu schattige Standorte, zu feuchter Boden oder Überpflege durch zu häufiges Gießen. Prüfen Sie diese Faktoren und passen Sie die Pflege entsprechend an. Lavendel blüht am besten an sonnigen, eher trockenen Standorten mit nährstoffarmen, durchlässigen Böden.
Wie schneide ich Lavendel in Töpfen und Kübeln?
Lavendel in Gefäßen wird grundsätzlich nach den gleichen Prinzipien geschnitten wie Gartenpflanzen. Allerdings sollten Sie beachten, dass Kübelpflanzen oft kompakter wachsen und etwas empfindlicher auf radikale Schnitte reagieren können. Schneiden Sie daher etwas vorsichtiger und in kürzeren Intervallen, um eine schöne Form zu erhalten. Achten Sie besonders darauf, dass die Pflanzen nach dem Schnitt nicht zu stark gegossen werden, da die Gefahr von Staunässe in Töpfen größer ist als im Gartenboden. Im Winter sollten Kübelpflanzen zusätzlich geschützt werden, da die Wurzeln im Topf frostempfindlicher sind als im Freiland.