Die herbstliche Austriebsspritzung ist eine vorbeugende Pflanzenschutzmaßnahme, bei der nach dem Laubfall, aber vor dem ersten Frost, spezielle Präparate auf Obstbäume und Zierpflanzen aufgebracht werden. Diese Behandlung kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden: Für Biogärtner ist sie eine wichtige ökologische Alternative zu chemischen Mitteln im Frühjahr, für kommerzielle Obstbauern eine wirtschaftliche Notwendigkeit und für Hobbygärtner oft ein noch unentdeckter Schlüssel zu gesünderen Pflanzen.
In den folgenden Abschnitten erfahren Sie alles, was für eine erfolgreiche herbstliche Austriebsspritzung wichtig ist: von der richtigen Zeitplanung über die Auswahl geeigneter Mittel bis hin zur korrekten Anwendungstechnik. Sie bekommen praktische Tipps, die auf jahrelanger Erfahrung basieren, lernen die häufigsten Fehler zu vermeiden und erhalten einen detaillierten Zeitplan, der Ihnen hilft, diese wichtige Gartenarbeit optimal in Ihren Herbstkalender zu integrieren.
Warum die herbstliche Austriebsspritzung so wichtig ist
Die Zeit zwischen Laubfall und erstem Frost bietet ein entscheidendes Zeitfenster für den präventiven Pflanzenschutz. In dieser Phase befinden sich viele Schädlinge und Krankheitserreger in einem vulnerablen Stadium, was sie besonders anfällig für Bekämpfungsmaßnahmen macht.
Der biologische Hintergrund
Die Natur kennt keine Pause. Auch wenn Ihre Obstbäume und Zierpflanzen in die Winterruhe gehen, bleiben viele Schädlinge und Krankheitserreger aktiv oder überwintern in geschützten Nischen. Pilzsporen, Bakterien, Insekteneier und Larvenstadien finden in Rindenritzen, unter Borkenschuppen oder an abgestorbenen Pflanzenteilen ideale Überwinterungsquartiere.
Die herbstliche Austriebsspritzung zielt genau auf diese Überwinterungsformen ab. Durch die Behandlung werden:
- Pilzsporen von Schorf, Monilia und anderen Erregern reduziert
- Überwinternde Insekteneier von Blattläusen, Spinnmilben und anderen Schädlingen bekämpft
- Bakterielle Infektionen wie Feuerbrand eingedämmt
- Die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen für den Winter gestärkt
„Die herbstliche Austriebsspritzung ist wie eine gründliche Hausreinigung vor dem Winter – sie beseitigt alte Probleme, bevor sie zu neuen werden können.“
Wirtschaftliche Vorteile
Für den kommerziellen Obstbau ist die herbstliche Austriebsspritzung längst Standard, und das aus gutem Grund. Die Investition von Zeit und Material im Herbst zahlt sich mehrfach aus:
🍎 Reduzierter Schädlingsdruck im Frühjahr
🍐 Geringerer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln während der Vegetationsperiode
🍒 Bessere Fruchtqualität und höhere Erträge
🍑 Weniger Ausschussware und höhere Verkaufserlöse
🌳 Längere Lebensdauer der Obstgehölze
Eine einzige gründliche Herbstbehandlung kann den Bedarf an Pflanzenschutzmaßnahmen im Folgejahr um bis zu 30% senken. Dies schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt und die Nützlingspopulationen im Garten.
Ökologische Bedeutung
Die umweltschonende Wirkung der herbstlichen Austriebsspritzung wird oft unterschätzt. Dabei bietet sie gerade für biologisch orientierte Gärtner entscheidende Vorteile:
- Die Behandlung erfolgt zu einer Zeit, in der Nützlinge weniger aktiv sind
- Viele der eingesetzten Mittel sind auch im ökologischen Anbau zugelassen
- Der präventive Ansatz reduziert den Bedarf an intensiveren Maßnahmen im Frühjahr
- Die Biodiversität im Garten wird langfristig gefördert
Der optimale Zeitpunkt für die Herbstspritzung
Das Timing ist bei der herbstlichen Austriebsspritzung entscheidend. Ein zu früher oder zu später Einsatz kann die Wirksamkeit erheblich mindern.
Die ideale Zeitspanne
Die perfekte Zeit für die herbstliche Austriebsspritzung liegt in der Phase nach dem vollständigen Laubfall, aber vor dem Einsetzen stärkerer Fröste. In den meisten Regionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz bedeutet das:
Für Kernobst (Äpfel, Birnen): Mitte November bis Anfang Dezember
Für Steinobst (Kirschen, Pflaumen): Ende Oktober bis Mitte November
Für Beerenobst: Ende Oktober bis Mitte November
Für Ziergehölze: Je nach Art variabel, meist November
Dabei sollten folgende Bedingungen erfüllt sein:
- Die Temperaturen liegen tagsüber über 5°C
- Es wird kein Frost innerhalb der nächsten 24 Stunden erwartet
- Die Pflanzen sind trocken
- Es steht eine niederschlagsfreie Periode von mindestens 12 Stunden bevor
„Der richtige Zeitpunkt für die Herbstspritzung ist wie ein schmales Fenster, das sich nur kurz öffnet – wer es verpasst, muss ein ganzes Jahr auf die nächste Gelegenheit warten.“
Regionale Unterschiede beachten
Je nach Klimazone können sich die optimalen Zeitfenster verschieben:
| Region | Optimaler Zeitraum | Besonderheiten |
|---|---|---|
| Norddeutschland | Anfang bis Mitte November | Früher Wintereinbruch möglich, eher früh spritzen |
| Mitteldeutschland | Mitte November bis Anfang Dezember | Meist stabiles Herbstwetter, flexibles Zeitfenster |
| Süddeutschland/Alpenraum | Ende Oktober bis Mitte November | Höhenlagen früher behandeln, Tallagen später |
| Österreichisches Flachland | Mitte November bis Anfang Dezember | Auf Föhnperioden achten für ideale Spritzfenster |
| Schweizer Mittelland | Ende Oktober bis Mitte November | Nebelperioden meiden, sonnige Tage nutzen |
Wetterbedingungen und ihre Auswirkungen
Die Wirksamkeit der Spritzung hängt stark von den aktuellen Wetterbedingungen ab:
- Temperatur: Ideal sind 8-15°C. Bei Temperaturen unter 5°C nimmt die Wirksamkeit vieler Präparate ab.
- Luftfeuchtigkeit: Eine moderate Luftfeuchtigkeit von 60-80% unterstützt die gleichmäßige Verteilung und Anhaftung der Mittel.
- Wind: Windgeschwindigkeiten über 5 km/h führen zu Abdrift und ungleichmäßiger Verteilung.
- Niederschlag: Nach der Spritzung sollten mindestens 12, besser 24 Stunden niederschlagsfrei bleiben.
Die Wettervorhersage sollte daher unbedingt in die Planung einbezogen werden.
Geeignete Mittel für die herbstliche Austriebsspritzung

Die Auswahl des richtigen Präparats hängt von verschiedenen Faktoren ab: den vorhandenen oder zu erwartenden Schädlingen und Krankheiten, der Art der Pflanzen und nicht zuletzt den persönlichen Präferenzen hinsichtlich konventioneller oder biologischer Gartenbewirtschaftung.
Konventionelle Präparate
Für den konventionellen Anbau stehen verschiedene wirksame Mittel zur Verfügung:
- Kupferpräparate: Wirken gegen pilzliche und bakterielle Erreger wie Schorf, Monilia und Feuerbrand.
- Mineralölpräparate: Bekämpfen überwinternde Insektenstadien wie Schildläuse, Spinnmilben und deren Eier.
- Schwefelkalkbrühe: Kombinierte Wirkung gegen Pilze und Insekten.
- Synthetische Fungizide: Spezifische Wirkung gegen bestimmte Pilzerkrankungen.
Biologische Alternativen
Für den ökologischen Anbau oder umweltbewusste Gärtner gibt es wirksame Alternativen:
- Verdünnte Kupferpräparate: In reduzierter Dosierung auch im Bioanbau zugelassen.
- Pflanzliche Öle: Rapsöl oder Neemöl als Alternative zu Mineralölen.
- Gesteinsmehle: Wirken physikalisch gegen Schädlinge und stärken die Pflanzenoberfläche.
- Pflanzenstärkungsmittel: Erhöhen die Widerstandskraft der Pflanzen.
- Effektive Mikroorganismen: Fördern das Gleichgewicht der Mikroflora auf den Pflanzen.
„Die beste Spritzung ist die, die zur individuellen Gartensituation passt – nicht die, die am stärksten wirkt.“
Selbstgemischte Präparate
Viele erfahrene Gärtner schwören auf selbst hergestellte Spritzbrühen. Hier einige bewährte Rezepte:
Basis-Austriebsspritzung für Obstbäume:
- 100g Schmierseife
- 1 Liter lauwarmes Wasser (zum Auflösen)
- 2 EL Rapsöl
- Auf 10 Liter Wasser auffüllen
Verstärkte Variante bei Pilzproblemen:
- Grundrezept wie oben
- Zusätzlich 50g Backpulver
- Alternativ: 20g Natriumbicarbonat (Natron)
Kräuterauszug zur Pflanzenstärkung:
- 300g Brennnesseln
- 200g Ackerschachtelhalm
- 100g Rainfarn
- 10 Liter Wasser
- 1 Woche ansetzen, abseihen, 1:5 verdünnen vor Gebrauch
Vergleich der Wirksamkeit verschiedener Mittel
| Präparat | Wirkung gegen Pilze | Wirkung gegen Insekten | Umweltverträglichkeit | Anwendungshinweise |
|---|---|---|---|---|
| Kupferpräparate | Sehr gut | Gering | Mittel (Anreicherung im Boden möglich) | Max. 3 kg Reinkupfer/ha/Jahr |
| Schwefelkalk | Gut | Gut | Gut | Nicht bei Temperaturen unter 5°C |
| Mineralöl | Keine | Sehr gut | Mittel | Nicht mit Schwefel mischen |
| Rapsöl | Keine | Gut | Sehr gut | Höhere Dosierung als Mineralöl nötig |
| Gesteinsmehle | Mäßig | Mäßig | Sehr gut | Bei feuchtem Wetter anwenden |
| Selbstgemischte Präparate | Mäßig bis gut | Mäßig | Sehr gut | Frisch ansetzen, nicht lagern |
Die richtige Anwendungstechnik
Selbst das beste Präparat kann seine Wirkung nur entfalten, wenn es korrekt angewendet wird. Die Spritztechnik ist daher entscheidend für den Erfolg der herbstlichen Austriebsspritzung.
Vorbereitung der Pflanzen
Vor der eigentlichen Spritzung sollten die Pflanzen vorbereitet werden:
- Gründlicher Rückschnitt: Entfernen Sie kranke, abgestorbene oder beschädigte Zweige.
- Beseitigung von Fruchtmumien: Alle vertrockneten, hängengebliebenen Früchte müssen entfernt werden.
- Säuberung des Stammbereichs: Entfernen Sie loses Rindenmaterial und Moose am Stamm.
- Entfernen des Falllaubs: Beseitigen Sie das Laub unter den Bäumen, besonders bei bekannten Pilzproblemen.
„Eine gründliche Vorbereitung ist die halbe Miete – sie macht aus einer mittelmäßigen Spritzung eine exzellente.“
Die richtige Spritztechnik
Bei der Anwendung kommt es auf diese Details an:
- Vollständige Benetzung: Alle Pflanzenteile müssen gleichmäßig benetzt werden, besonders die Rindenritzen und Verzweigungen.
- Spritzrichtung: Von oben nach unten und von innen nach außen arbeiten.
- Sprühdruck: Mittlerer Druck ist ideal – zu hoher Druck führt zu Abdrift, zu niedriger zu ungleichmäßiger Verteilung.
- Düsenwahl: Feine Düsen für gleichmäßige Verteilung verwenden.
- Abstand: Etwa 30-50 cm Abstand zum Spritzgut halten.
Geeignete Spritzgeräte
Je nach Gartengröße kommen verschiedene Geräte in Frage:
- Für kleine Gärten: Handsprühgeräte mit 1-2 Liter Fassungsvermögen
- Für mittlere Gärten: Drucksprühgeräte mit 5-10 Liter Fassungsvermögen
- Für große Gärten: Rückenspritzen mit 15-20 Liter Fassungsvermögen
- Für Obstplantagen: Motorsprühgeräte oder Anhängespritzen
Wichtig ist regelmäßige Wartung und Reinigung der Geräte. Verstopfte Düsen oder undichte Schläuche können die Wirksamkeit erheblich beeinträchtigen.
Schutzmaßnahmen bei der Anwendung
Auch bei biologischen Präparaten sollten Schutzmaßnahmen nicht vernachlässigt werden:
- Handschuhe: Immer geeignete Schutzhandschuhe tragen
- Kleidung: Langärmelige Kleidung und lange Hosen
- Augenschutz: Schutzbrille tragen, besonders bei Überkopfarbeiten
- Atemschutz: Bei feinen Sprühnebeln oder pulverförmigen Mitteln
- Zeitpunkt: Spritzungen nicht bei Wind durchführen
- Hygiene: Nach der Arbeit gründlich Hände waschen und Kleidung wechseln
Spezielle Anwendungen für verschiedene Pflanzenarten

Verschiedene Pflanzengruppen haben unterschiedliche Anfälligkeiten und benötigen daher angepasste Behandlungen.
Kernobst (Äpfel und Birnen)
Äpfel und Birnen sind besonders anfällig für Schorf, Mehltau und verschiedene Lagerkrankheiten. Die herbstliche Austriebsspritzung sollte hier besonders gründlich erfolgen:
- Hauptfokus: Bekämpfung von Schorfsporen und Mehltaumyzel
- Empfohlene Mittel: Kupferpräparate, Schwefelkalk oder kombinierte Präparate
- Besonderheiten: Bei Birnen auf Kupferempfindlichkeit achten, ggf. Dosierung reduzieren
- Zusatzmaßnahme: Stammanstrich mit Kalkmilch gegen Frostschäden und Rindenbrand
Steinobst (Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche)
Steinobst reagiert empfindlicher auf viele Spritzmittel, ist aber besonders von Monilia und Schrotschusskrankheit betroffen:
- Hauptfokus: Monilia-Sporen und Bakterien der Schrotschusskrankheit
- Empfohlene Mittel: Verdünnte Kupferpräparate, pflanzliche Stärkungsmittel
- Besonderheiten: Pfirsiche besonders empfindlich, niedrigere Konzentrationen verwenden
- Zusatzmaßnahme: Besonders gründliche Entfernung von Fruchtmumien
Beerenobst und Weinreben
Beerenobst und Reben haben spezielle Anforderungen:
- Hauptfokus: Bei Johannisbeeren Gallmilben, bei Himbeeren Rutenkrankheiten, bei Reben Falscher Mehltau
- Empfohlene Mittel: Schwefel-Präparate, verdünnte Kupfermittel
- Besonderheiten: Bei Reben alte Ranken vollständig entfernen
- Zusatzmaßnahme: Bei Erdbeeren das alte Laub komplett entfernen und entsorgen
„Jede Pflanzenart spricht ihre eigene Sprache – wer genau hinhört und entsprechend handelt, wird mit gesunden Pflanzen belohnt.“
Ziergehölze und Rosen
Auch Zierpflanzen profitieren von der herbstlichen Behandlung:
- Hauptfokus: Bei Rosen Sternrußtau und Rosenrost, bei immergrünen Gehölzen Pilzkrankheiten
- Empfohlene Mittel: Kombinationspräparate aus Kupfer und Öl, Pflanzenstärkungsmittel
- Besonderheiten: Bei Rosen gründliches Entfernen aller befallenen Blätter
- Zusatzmaßnahme: Winterschutz erst nach der Spritzung anbringen
Häufige Fehler vermeiden
Die Erfahrung zeigt, dass bestimmte Fehler immer wieder gemacht werden und den Erfolg der herbstlichen Austriebsspritzung gefährden.
Typische Anwendungsfehler
Diese Fehler sollten unbedingt vermieden werden:
- Zu frühe Anwendung: Die Spritzung vor dem vollständigen Laubfall ist weniger wirksam, da die Spritzmittel nicht alle relevanten Stellen erreichen.
- Unvollständige Benetzung: Nur oberflächlich benetzte Pflanzen bieten Schädlingen und Krankheitserregern weiterhin Rückzugsorte.
- Falsche Konzentration: Sowohl Über- als auch Unterdosierungen sind problematisch – erstere können Pflanzenschäden verursachen, letztere wirken nicht ausreichend.
- Mischen unverträglicher Mittel: Nicht alle Präparate können kombiniert werden. Beispielsweise können Öl und Schwefel zusammen Pflanzenschäden verursachen.
- Anwendung bei ungeeignetem Wetter: Spritzen bei Frost, starkem Wind oder unmittelbar vor Regen reduziert die Wirksamkeit drastisch.
Lagerung und Haltbarkeit der Mittel
Ein oft unterschätztes Problem ist die falsche Lagerung der Präparate:
- Angebrochene Packungen: Viele Mittel verlieren nach dem Öffnen schnell an Wirksamkeit.
- Lagertemperatur: Die meisten Präparate sollten frostfrei, aber kühl gelagert werden.
- Haltbarkeit selbst angesetzter Mittel: Selbst hergestellte Spritzbrühen sollten möglichst frisch verwendet werden, maximal 24 Stunden lagern.
- Beschriftung: Immer deutlich beschriften, was sich in welchen Behältern befindet, inklusive Ansetzdatum.
„Ein altes Spritzmittel ist wie ein stumpfes Messer – man arbeitet doppelt so hart für ein halb so gutes Ergebnis.“
Umweltschutz und Nützlingsschonung
Auch beim präventiven Pflanzenschutz im Herbst sollte der Umweltschutz nicht vergessen werden:
- Abdrift vermeiden: Nicht bei Wind spritzen und auf benachbarte Gärten oder Gewässer achten.
- Dosierung einhalten: „Viel hilft viel“ gilt hier nicht – die empfohlene Dosierung ist optimal.
- Restmengen: Spritzbrühe-Reste nicht in die Kanalisation kippen, sondern stark verdünnt im Garten ausbringen.
- Behälter reinigen: Spritzgeräte gründlich reinigen, Spülwasser ebenfalls nicht in die Kanalisation geben.
Kombination mit anderen Herbst-Pflegemaßnahmen

Die herbstliche Austriebsspritzung entfaltet ihre volle Wirkung, wenn sie in ein Gesamtkonzept der Herbstpflege eingebettet ist.
Sinnvolle Ergänzungen zur Spritzung
Folgende Maßnahmen ergänzen die Spritzung optimal:
- Stammschutz: Weißen der Stämme mit Kalkmilch schützt vor Frostrissen und Sonnenbrand.
- Leimringe: Anbringen von Leimringen gegen Frostspanner und andere aufsteigende Schädlinge.
- Nistkasten-Reinigung: Säubern und Instandsetzen von Nistkästen für Vögel als natürliche Schädlingsbekämpfer.
- Kompostgaben: Ausbringen von reifem Kompost zur Stärkung des Bodenlebens und der Pflanzengesundheit.
- Mulchen: Schützendes Mulchen empfindlicher Pflanzen nach der Spritzung.
Zeitlicher Ablaufplan für den Herbst
Ein durchdachter Zeitplan für die Herbstarbeiten könnte so aussehen:
- Ende Oktober:
- Letzter Rückschnitt bei Beerenobst
- Entfernen von Fruchtmumien
- Säubern des Stammbereichs
- Anfang bis Mitte November:
- Laubentfernung
- Anbringen von Leimringen
- Vorbereitung der Spritzgeräte
- Mitte bis Ende November:
- Durchführung der herbstlichen Austriebsspritzung bei geeignetem Wetter
- Weißen der Stämme
- Anfang Dezember:
- Winterschutz anbringen
- Mulchen empfindlicher Pflanzen
- Reinigung und Einlagerung der Gartengeräte
Dokumentation für den Lernerfolg
Eine oft vernachlässigte, aber sehr wertvolle Maßnahme ist die Dokumentation:
- Spritztagebuch: Notieren Sie Datum, verwendete Mittel und Dosierung.
- Wetteraufzeichnungen: Halten Sie die Wetterbedingungen bei und nach der Spritzung fest.
- Fotodokumentation: Fotografieren Sie behandelte Pflanzen im Herbst und vergleichen Sie mit dem Zustand im Frühjahr.
- Erfolgskontrolle: Notieren Sie im Folgejahr Befall und Gesundheitszustand der Pflanzen.
„Wer dokumentiert, lernt doppelt – einmal beim Tun und einmal beim Reflektieren.“
Rechtliche Aspekte und Sicherheit
Auch im Privatgarten gibt es rechtliche Rahmenbedingungen zu beachten.
Gesetzliche Bestimmungen
Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln unterliegt auch im Privatgarten bestimmten Regeln:
- Zulassung: Es dürfen nur für den jeweiligen Anwendungsbereich zugelassene Mittel verwendet werden.
- Anwendungsbestimmungen: Die auf der Packung angegebenen Anwendungshinweise sind verbindlich.
- Abstandsauflagen: Zu Gewässern und Nachbargrundstücken müssen bestimmte Abstände eingehalten werden.
- Bienenschutz: Auch im Herbst können an warmen Tagen noch Bienen aktiv sein, daher bienengefährliche Mittel vermeiden.
Gesundheitsschutz für den Anwender
Der eigene Schutz sollte immer an erster Stelle stehen:
- Schutzkleidung: Je nach Mittel geeignete Schutzkleidung tragen.
- Exposition minimieren: Sprühnebel nicht einatmen, Hautkontakt vermeiden.
- Hygiene: Nach der Anwendung gründlich Hände waschen, Arbeitskleidung separat waschen.
- Lagerung: Pflanzenschutzmittel kindersicher und getrennt von Lebensmitteln aufbewahren.
Nachbarschaftsrecht beachten
Um Konflikte zu vermeiden, sollten Sie auch an Ihre Nachbarn denken:
- Information: Bei größeren Spritzaktionen die Nachbarn vorab informieren.
- Abdrift: Sorgfältig darauf achten, dass keine Spritzbrühe auf Nachbargrundstücke gelangt.
- Zeitpunkt: Spritzungen möglichst nicht durchführen, wenn Nachbarn ihre Gärten aktiv nutzen.
- Dialog: Bei Bedenken das Gespräch suchen und die Vorteile der Maßnahme erklären.

Erfahrungsberichte und Erfolgsgeschichten
Die Wirksamkeit der herbstlichen Austriebsspritzung zeigt sich in zahlreichen Erfolgsgeschichten aus der Praxis.
Fallbeispiel: Schorfbekämpfung im Apfelgarten
Ein klassisches Beispiel ist die Bekämpfung des Apfelschorfes:
Ein Kleingärtner aus dem Rheinland hatte jahrelang mit starkem Schorfbefall an seinen sechs alten Apfelbäumen zu kämpfen. Trotz regelmäßiger Frühjahrs- und Sommerspritzungen blieb der Erfolg begrenzt. Nach Umstellung auf eine konsequente herbstliche Austriebsspritzung mit Schwefelkalkbrühe, kombiniert mit gründlicher Laubentfernung, reduzierte sich der Schorfbefall im Folgejahr um etwa 70%. Nach drei Jahren konsequenter Herbstbehandlung waren die Bäume nahezu schorffrei, obwohl die Sommerspritzungen deutlich reduziert wurden.
Fallbeispiel: Biologische Schädlingsbekämpfung
Ein Beispiel für erfolgreiche biologische Bekämpfung:
Eine Hobbygärtnerin aus dem Alpenvorland setzte ausschließlich auf selbst hergestellte Präparate. Ihre Kirschbäume litten unter starkem Befall mit Monilia und Kirschfruchtfliege. Sie entwickelte eine Herbstbehandlung aus Ackerschachtelhalmbrühe mit Zusatz von Neemöl. Die konsequente Anwendung über drei Jahre, kombiniert mit dem Aufhängen von Gelbtafeln im Frühjahr, führte zu einer deutlichen Verbesserung. Besonders bemerkenswert war, dass die Bäume nicht nur weniger Krankheitssymptome zeigten, sondern auch insgesamt vitaler wirkten und mehr Früchte ansetzten.
„Der beste Beweis für die Wirksamkeit der Herbstspritzung ist nicht die Statistik, sondern der eigene gesunde Garten im nächsten Jahr.“
Langfristige Effekte auf die Pflanzengesundheit
Die konsequente Durchführung der herbstlichen Austriebsspritzung über mehrere Jahre hinweg zeigt oft kumulative positive Effekte:
- Zunehmende Vitalität: Die Pflanzen werden von Jahr zu Jahr widerstandsfähiger.
- Natürliches Gleichgewicht: Mit der Zeit stellt sich oft ein stabileres ökologisches Gleichgewicht ein.
- Reduzierter Mitteleinsatz: Der Bedarf an Pflanzenschutzmitteln während der Vegetationsperiode sinkt kontinuierlich.
- Bessere Fruchtqualität: Nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität der Ernte verbessert sich.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Kann ich die herbstliche Austriebsspritzung auch bei Frost durchführen?
Nein, die Spritzung sollte bei Temperaturen über 5°C durchgeführt werden. Bei Frost können die Mittel nicht richtig einwirken, und es besteht die Gefahr von Pflanzenschäden. Außerdem können gefrorene Pflanzenteile durch die Spritzbrühe zusätzlich geschädigt werden. Warten Sie auf einen frostfreien Tag, idealerweise mit Temperaturen zwischen 8 und 15°C.
Wie oft muss ich die herbstliche Austriebsspritzung wiederholen?
In der Regel ist eine gründliche Behandlung pro Saison ausreichend. Bei starkem Befallsdruck oder nach sehr nassen Herbstperioden kann eine Wiederholung nach 2-3 Wochen sinnvoll sein. Achten Sie aber darauf, dass die zweite Behandlung noch vor dem Einsetzen dauerhafter Fröste erfolgt.
Sind die Mittel für die herbstliche Austriebsspritzung bienengefährlich?
Die meisten für die Herbstspritzung verwendeten Mittel wie Kupferpräparate oder Schwefelkalk sind nicht akut bienengefährlich. Da die Anwendung nach dem Laubfall erfolgt, ist die Bienenaktivität ohnehin reduziert. Dennoch sollten Sie an warmen Herbsttagen die Anwendung in die Abendstunden verlegen, wenn keine Bienen mehr fliegen.
Kann ich verschiedene Mittel für die Austriebsspritzung mischen?
Nicht alle Mittel sind miteinander verträglich. Als Faustregel gilt: Schwefel und Öle nie zusammen anwenden, da dies zu Pflanzenschäden führen kann. Kupfer und Schwefelkalk vertragen sich hingegen gut. Bei Unsicherheit testen Sie die Mischung zunächst an einem kleinen Pflanzenteil oder konsultieren Sie die Herstellerangaben. Im Zweifelsfall ist es besser, die Mittel getrennt mit einigen Tagen Abstand anzuwenden.
Wie gehe ich mit den Spritzresten um?
Spritzreste sollten nicht in die Kanalisation oder Gewässer gelangen. Am besten kalkulieren Sie die benötigte Menge genau, um Reste zu vermeiden. Unvermeidbare Restmengen können stark verdünnt (1:10) auf bereits behandelte Flächen ausgebracht werden. Die Spritzgeräte mit klarem Wasser durchspülen und dieses Spülwasser ebenfalls im Garten ausbringen.
Ist die herbstliche Austriebsspritzung auch für Topfpflanzen sinnvoll?
Ja, auch Topfpflanzen, die im Freien überwintern, können von einer Herbstbehandlung profitieren. Besonders anfällige Pflanzen wie Rosen oder Obstbäumchen im Kübel sollten behandelt werden. Verwenden Sie hier eher milde Mittel wie verdünnte Pflanzenstärkungsmittel oder selbst hergestellte Präparate. Nach der Behandlung und vollständiger Trocknung können die Pflanzen an ihren Winterstandort gebracht werden.
