Tulpen (Tulipa) gehören zur Familie der Liliengewächse und stammen ursprünglich aus Zentralasien. Von dort aus eroberten sie im 16. Jahrhundert Europa und lösten in den Niederlanden sogar eine regelrechte „Tulpenmanie“ aus, bei der einzelne Zwiebeln zum Preis eines Hauses gehandelt wurden. Heute sind sie aus unseren Gärten nicht mehr wegzudenken und werden aus verschiedensten Perspektiven geschätzt: Für Hobbygärtner sind sie pflegeleichte Frühlingsboten, für Botaniker faszinierende Evolutionswunder und für Landschaftsgestalter unverzichtbare Gestaltungselemente mit enormer Strahlkraft.
In den folgenden Abschnitten erfahren Sie alles Wissenswerte über diese vielseitigen Zwiebelblumen. Von der Auswahl der richtigen Sorten für Ihren Standort über die fachgerechte Pflanzung und Pflege bis hin zu Vermehrungsmethoden und kreativen Einsatzmöglichkeiten – dieser umfassende Leitfaden wird Ihnen helfen, Ihre Tulpenpracht zu optimieren. Außerdem erhalten Sie einen Einblick in die faszinierende Geschichte und kulturelle Bedeutung dieser Blumen, die seit Jahrhunderten Künstler und Gärtner gleichermaßen inspirieren.
Die Geschichte der Tulpen – Von Zentralasien nach Europa
Die Reise der Tulpen begann vor vielen Jahrhunderten in den Bergregionen Zentralasiens. Wildtulpen wuchsen ursprünglich in den Steppen und Gebirgsregionen der Türkei, Afghanistans, Kasachstans und Chinas. Der Weg nach Europa war lang und von zahlreichen Legenden begleitet.
Im Osmanischen Reich wurden Tulpen bereits im 11. Jahrhundert kultiviert und erhielten dort ihren Namen, der vom türkischen Wort „tülbent“ (Turban) abgeleitet ist – eine Anspielung auf die Ähnlichkeit der Blütenform mit der traditionellen Kopfbedeckung. Die Osmanen verehrten die Tulpe als Symbol der Vollkommenheit und göttlichen Perfektion.
Nach Europa gelangten die ersten Tulpenzwiebeln im 16. Jahrhundert. Der österreichische Botschafter am osmanischen Hof, Ogier Ghiselin de Busbecq, brachte sie nach Wien, von wo aus sie ihren Siegeszug durch den Kontinent antraten. Besonders in den Niederlanden fanden die exotischen Blumen großen Anklang.
Die Tulpenmanie – Der erste Börsencrash der Geschichte
In den 1630er Jahren entwickelte sich in den Niederlanden ein regelrechter Tulpenwahnsinn, der als „Tulpenmanie“ in die Geschichte eingegangen ist. Die Preise für seltene Tulpenzwiebeln stiegen ins Astronomische:
🌷 Einzelne Zwiebeln der besonders begehrten geflammten Sorten konnten den Gegenwert eines Stadthauses erreichen
🌷 Spekulanten investierten ihr gesamtes Vermögen in Tulpenzwiebeln
🌷 Es entstanden Terminmärkte, auf denen mit noch nicht geernteten Zwiebeln gehandelt wurde
🌷 Die seltenste Tulpe „Semper Augustus“ wurde für 6.000 Gulden gehandelt – das Jahresgehalt eines gut verdienenden Handwerkers lag bei 300 Gulden
🌷 1637 brach der Markt schließlich zusammen und viele Spekulanten verloren ihr gesamtes Vermögen
„Die Tulpe lehrt uns eine wichtige Lektion über Schönheit und Vergänglichkeit. Ihre Blüte ist von kurzer Dauer, aber von unvergleichlicher Intensität – eine Erinnerung daran, den Moment zu schätzen und die Schönheit zu genießen, solange sie währt.“
Nach dem Zusammenbruch der Spekulationsblase blieb die Niederlande dennoch das Zentrum der Tulpenzucht. Bis heute ist das Land der weltweit größte Produzent von Tulpenzwiebeln mit einer jährlichen Produktion von etwa 3 Milliarden Zwiebeln, von denen rund 60% exportiert werden.
Botanik und Klassifizierung der Tulpen

Die wissenschaftliche Einordnung der Tulpe zeigt ihre Verwandtschaft mit anderen beliebten Zwiebelblumen:
- Reich: Plantae (Pflanzen)
- Abteilung: Magnoliophyta (Bedecktsamer)
- Klasse: Liliopsida (Einkeimblättrige)
- Ordnung: Liliales (Lilienartige)
- Familie: Liliaceae (Liliengewächse)
- Gattung: Tulipa
- Arten: ca. 150 Wildarten
Eine ausgewachsene Tulpe besteht aus mehreren charakteristischen Teilen:
- Die Zwiebel dient als Überdauerungsorgan und Nährstoffspeicher
- Die Wurzeln entwickeln sich an der Basis der Zwiebel
- Der Stängel trägt die Blüte und ist je nach Sorte 10-70 cm hoch
- Die Blätter sind länglich, fleischig und umhüllen den Stängel
- Die Blüte besteht typischerweise aus sechs Blütenblättern (Tepalen)
- Die Staubblätter und der Stempel bilden die Fortpflanzungsorgane
Die 15 Tulpenklassen
Die internationale Klassifizierung teilt Kulturtulpen in 15 Gruppen ein, die sich in Blütezeit, Wuchshöhe und Blütenform unterscheiden:
- Einfache frühe Tulpen – Blühen ab März, 20-40 cm hoch, robuste Sorten für Beete und Töpfe
- Gefüllte frühe Tulpen – Üppige, gefüllte Blüten, 25-35 cm hoch, regensicher
- Triumph-Tulpen – Mittelfrüh blühend, stabile Stiele, 40-60 cm hoch, vielseitig einsetzbar
- Darwin-Hybrid-Tulpen – Große Blüten, 50-70 cm hoch, mehrjährig, ideal für Beete
- Einfache späte Tulpen – Elegante Blüten, 50-70 cm hoch, lange Blütezeit
- Lilienblütige Tulpen – Spitz zulaufende, elegante Blütenblätter, 50-60 cm hoch
- Gefranste Tulpen – Blütenränder mit feinen Fransen, 40-65 cm hoch, extravagante Erscheinung
- Viridiflora-Tulpen – Grüne Streifen auf den Blütenblättern, 40-60 cm hoch, lange haltbar
- Rembrandt-Tulpen – Geflammte, gestreifte Muster, 40-60 cm hoch, historischer Charakter
- Papageien-Tulpen – Gezackte, gewellte Blütenblätter, 40-65 cm hoch, spektakuläre Erscheinung
- Gefüllte späte Tulpen – Pfingstrosenähnliche Blüten, 40-60 cm hoch, üppige Erscheinung
- Kaufmanniana-Tulpen – Niedrig, 10-20 cm, sehr früh blühend, sternförmige Blüten
- Fosteriana-Tulpen – Große Blüten, 30-45 cm hoch, früh blühend, robust
- Greigii-Tulpen – Gestreifte oder gefleckte Blätter, 20-30 cm hoch, kompakt
- Botanische Tulpen – Wildarten und deren Abkömmlinge, verschiedene Höhen, naturalistischer Charakter
Die beliebtesten Tulpensorten und ihre Eigenschaften

Die Vielfalt an Tulpensorten ist überwältigend – jedes Jahr kommen neue Züchtungen hinzu. Hier stelle ich einige besonders beliebte und bewährte Sorten vor:
Frühe Sorten für den Saisonstart
‚Apricot Beauty‘ (Einfache frühe Tulpe) – Diese zart apricotfarbene Schönheit öffnet ihre Blüten bereits ab Ende März und verzaubert mit ihrem subtilen Duft. Mit einer Höhe von etwa 35 cm eignet sie sich hervorragend für Töpfe und Kübel.
‚Monte Carlo‘ (Gefüllte frühe Tulpe) – Die leuchtend gelben, dicht gefüllten Blüten erinnern an kleine Pfingstrosen und trotzen auch Regenschauern. Diese 30 cm hohe Sorte ist perfekt für Frühlingsarrangements.
‚Red Emperor‘ (Fosteriana-Tulpe) – Mit ihren riesigen, scharlachroten Blüten, die sich bei Sonnenschein weit öffnen, gehört sie zu den spektakulärsten Frühlingsblühern. Die robuste Sorte wird etwa 40 cm hoch.
Mittelfrühe Klassiker
‚Queen of Night‘ (Einfache späte Tulpe) – Diese fast schwarze Tulpe mit samtigem Glanz ist ein dramatischer Blickfang in jedem Garten. Mit 60 cm Höhe eignet sie sich hervorragend als Schnittblume und für Kombinationen mit hellen Sorten.
‚Ballerina‘ (Lilienblütige Tulpe) – Die eleganten, orangefarbenen Blüten mit spitz zulaufenden Blütenblättern verströmen einen angenehmen, süßlichen Duft. Die 55 cm hohe Sorte ist langlebig und verwildert gut.
‚Blue Parrot‘ (Papageien-Tulpe) – Die spektakulären, lavendelblauen Blüten mit gewellten und gefransten Rändern sind ein echter Hingucker. Mit 50 cm Höhe eignet sie sich gut für ausdrucksstarke Arrangements.
Späte Sorten für einen langen Tulpenfrühling
‚Angelique‘ (Gefüllte späte Tulpe) – Diese zart rosafarbene Schönheit mit ihren üppig gefüllten Blüten gehört zu den beliebtesten Tulpen überhaupt. Die 45 cm hohe Sorte hält besonders lange und eignet sich hervorragend als Schnittblume.
‚Greenland‘ (Viridiflora-Tulpe) – Die rosafarbenen Blütenblätter mit ihren markanten grünen Streifen machen diese 55 cm hohe Sorte zu etwas Besonderem. Sie blüht sehr lange und hält auch als Schnittblume außergewöhnlich gut.
‚Black Hero‘ (Gefüllte späte Tulpe) – Diese dunkelpurpurne bis schwarze Tulpe mit gefüllten Blüten ist der gefüllte Gegenspieler zur ‚Queen of Night‘. Mit 65 cm Höhe ist sie eine imposante Erscheinung im Spätsaisonbeet.
„Die Vielfalt der Tulpen ist ein Spiegel der Natur, die uns zeigt, dass Schönheit in unzähligen Variationen existieren kann. Jede Sorte hat ihren eigenen Charakter, ihre eigene Geschichte und ihren eigenen Zauber.“
Standort und Bodenbedingungen für erfolgreichen Tulpenanbau

Die Wahl des richtigen Standorts ist entscheidend für den Erfolg mit Tulpen. Diese Zwiebelblumen haben klare Präferenzen, die respektiert werden sollten:
Der ideale Standort
Sonnenhungrige Schönheiten brauchen Licht und Wärme, um sich voll zu entfalten. Ein sonniger bis halbschattiger Platz ist optimal für die meisten Tulpensorten. Besonders wichtig ist ausreichend Sonne im Frühjahr, wenn die Pflanzen austreiben und blühen. Nur einige botanische Arten wie Tulipa sylvestris kommen auch mit schattigeren Standorten zurecht.
Die Lage sollte möglichst windgeschützt sein, um zu verhindern, dass hohe Sorten umknicken. Gleichzeitig ist eine gewisse Luftzirkulation wichtig, um Pilzkrankheiten vorzubeugen.
Bodenanforderungen
Der perfekte Tulpenboden ist:
- Durchlässig – Staunässe ist der größte Feind der Tulpenzwiebeln und führt schnell zu Fäulnis
- Nährstoffreich – Ein humoser, fruchtbarer Boden unterstützt kräftiges Wachstum
- Leicht alkalisch bis neutral – Ein pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 ist ideal
- Tiefgründig – Mindestens 30 cm Tiefe ermöglicht gute Wurzelentwicklung
- Sandig-lehmig – Diese Bodenstruktur bietet guten Halt und Drainage zugleich
Schwere, lehmige Böden sollten vor der Pflanzung mit Sand oder feinem Kies verbessert werden, um die Drainage zu erhöhen. In sehr leichten Sandböden kann die Zugabe von Kompost die Nährstoff- und Wasserspeicherung verbessern.
Mikroklima beachten
Nicht nur der große Standort, sondern auch das Mikroklima spielt eine wichtige Rolle. Tulpen mögen es nicht, wenn ihre Füße „nass“ sind. Daher sollten Sie Bereiche mit Staunässe oder Bereiche, in denen sich Regenwasser sammelt, vermeiden. Andererseits sollten die Zwiebeln im Winter vor extremer Kälte geschützt werden.
Ein leicht erhöhtes Beet kann in Regionen mit hoher Niederschlagsmenge die Drainage verbessern. In sehr kalten Regionen hilft eine Mulchschicht im Winter, die Zwiebeln vor Frostschäden zu schützen.
Pflanzung von Tulpenzwiebeln – Zeitpunkt, Tiefe und Technik

Der Erfolg mit Tulpen beginnt bei der richtigen Pflanzung. Wer hier einige grundlegende Regeln beachtet, wird mit einer prächtigen Blüte belohnt.
Der optimale Pflanzzeitpunkt
Für Tulpen gilt die goldene Regel: Im Herbst gepflanzt, im Frühling erfreut. Der ideale Zeitraum liegt zwischen Mitte September und Ende November, wobei in milderen Regionen auch noch bis Dezember gepflanzt werden kann, solange der Boden nicht gefroren ist.
Die Zwiebeln brauchen vor dem Frost eine gewisse Zeit, um Wurzeln zu bilden. Gleichzeitig benötigen sie eine Kälteperiode (Vernalisation), um im Frühjahr zuverlässig zu blühen. Zu früh gepflanzte Zwiebeln könnten bei einem warmen Herbst vorzeitig austreiben, zu spät gepflanzte entwickeln möglicherweise nicht genug Wurzelmasse vor dem Winter.
Die richtige Pflanztiefe
Die Pflanztiefe hat großen Einfluss auf die Entwicklung und Langlebigkeit der Tulpen:
- Grundregel: Pflanzen Sie Tulpenzwiebeln etwa dreimal so tief wie die Zwiebel hoch ist
- In Zahlen: Bei einer 5 cm hohen Zwiebel beträgt die ideale Pflanztiefe etwa 15 cm
- Schwere Böden: Etwas flacher pflanzen (10-12 cm)
- Sandige Böden: Etwas tiefer pflanzen (bis 20 cm)
- Botanische Arten: Generell etwas flacher als große Hybriden
Die richtige Tiefe schützt die Zwiebeln vor Frost, verhindert das Austrocknen im Sommer und gibt den Pflanzen guten Halt.
Pflanztechnik Schritt für Schritt
- Bodenvorbereitung: Lockern Sie den Boden tiefgründig auf und entfernen Sie Unkraut und Steine
- Bodenverbesserung: Arbeiten Sie bei Bedarf Kompost oder reifen Mist (nicht frisch!) in den Boden ein
- Drainage: Bei schweren Böden eine Schicht Sand oder feinen Kies auf dem Pflanzloch verteilen
- Zwiebeln platzieren: Die Zwiebeln mit der Spitze nach oben in das Pflanzloch setzen
- Abstände einhalten: Je nach Größe der Sorte 10-15 cm Abstand zwischen den Zwiebeln lassen
- Auffüllen: Das Pflanzloch mit Erde auffüllen und leicht andrücken
- Wässern: Nach dem Pflanzen gut angießen, damit sich die Erde um die Zwiebeln setzen kann
Pflanzung in Töpfen und Kübeln
Für die Kultur im Container gelten besondere Regeln:
- Gefäßgröße: Mindestens 20 cm Tiefe, besser mehr
- Drainage: Unbedingt Abzugslöcher und eine Drainageschicht aus Blähton oder Kies vorsehen
- Substrat: Spezielle Blumenerde oder Mischung aus Gartenerde, Sand und Kompost verwenden
- Pflanztiefe: Wie im Freiland, aber etwas dichter pflanzen für spektakuläre Effekte
- Überwinterung: Töpfe in kalten Regionen isolieren oder an geschützten Stellen aufstellen
Eine bewährte Methode für spektakuläre Topfbepflanzungen ist das „Lasagne-Prinzip“, bei dem verschiedene Zwiebelblumen in Schichten übereinander gepflanzt werden. Die spätblühenden, größeren Zwiebeln kommen nach unten, die frühblühenden, kleineren nach oben.
„Die Geduld des Herbstes wird mit der Freude des Frühlings belohnt. Was wir jetzt unter die Erde bringen, wird uns in einigen Monaten mit einer Farbenpracht überraschen, die alle Mühe vergessen lässt.“
Pflege während der Wachstums- und Blütezeit

Mit der richtigen Pflege können Sie die Blütenpracht Ihrer Tulpen maximieren und in vielen Fällen auch für mehrjährige Freude sorgen.
Wassermanagement
Tulpen haben unterschiedliche Wasserbedürfnisse je nach Wachstumsphase:
- Nach der Pflanzung: Gründlich wässern, damit sich die Zwiebeln gut etablieren können
- Winter: In der Regel kein zusätzliches Wasser nötig
- Frühjahr beim Austrieb: Bei Trockenperioden moderat gießen
- Blütezeit: Regelmäßig, aber nicht übermäßig wässern; Staunässe vermeiden
- Nach der Blüte: Weiterhin mäßig wässern, bis das Laub vollständig eingezogen ist
Besonders Topfpflanzen sollten regelmäßig auf Feuchtigkeitsbedarf kontrolliert werden, da sie schneller austrocknen als Pflanzen im Freiland.
Düngung für kräftiges Wachstum
Eine angepasste Nährstoffversorgung unterstützt sowohl die aktuelle Blüte als auch die Vorbereitung auf die nächste Saison:
- Herbst: Bei der Pflanzung Kompost oder speziellen Zwiebeldünger in den Boden einarbeiten
- Frühjahr beim Austrieb: Leichte Gabe von Vollدünger mit erhöhtem Kaliumanteil
- Nach der Blüte: Keine Düngung mehr, um das natürliche Einziehen nicht zu stören
Für Tulpen, die mehrere Jahre am gleichen Standort bleiben sollen, ist eine jährliche Düngung im zeitigen Frühjahr besonders wichtig, um die Zwiebeln für die nächste Saison zu stärken.
Verblühtes entfernen
Das Entfernen verblühter Blütenköpfe hat mehrere Vorteile:
- Es verhindert die Samenbildung, die der Zwiebel Energie rauben würde
- Es verbessert die Optik der Beete
- Es beugt Pilzkrankheiten vor, die sich auf absterbenden Pflanzenteilen ansiedeln können
Wichtig: Schneiden Sie nur den Blütenkopf ab, nicht den Stängel oder die Blätter! Die grünen Teile der Pflanze müssen unbedingt stehen bleiben, damit die Zwiebel Nährstoffe für das nächste Jahr einlagern kann.
Umgang mit dem Laub nach der Blüte
Nach dem Verblühen beginnt die wichtigste Phase für die Zwiebelvermehrung und -kräftigung:
- Das Laub mindestens 6-8 Wochen stehen lassen, bis es vollständig gelb und trocken ist
- Keine Blätter abschneiden oder abknicken, solange sie noch grün sind
- Blätter nicht zusammenbinden, da dies die Photosynthese einschränkt
- Bei Bedarf können die absterbenden Blätter mit einjährigen Sommerblumen kaschiert werden
Diese Phase ist entscheidend dafür, ob Ihre Tulpen im nächsten Jahr wiederkommen und wie kräftig sie dann blühen werden.
Vermehrung und Erhaltung von Tulpen

Wer seine Lieblingstulpen vermehren oder die Blütenpracht Jahr für Jahr genießen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl.
Natürliche Vermehrung durch Tochterzwiebeln
Die einfachste Methode der Vermehrung ist das natürliche Bilden von Tochterzwiebeln:
- Viele Tulpen bilden im Laufe der Zeit kleinere Zwiebeln neben der Hauptzwiebel
- Diese Tochterzwiebeln wachsen mit der Zeit zu blühfähigen Pflanzen heran
- Nach 2-3 Jahren können die Zwiebeln ausgegraben und die Tochterzwiebeln getrennt werden
- Größere Tochterzwiebeln (über 3 cm Durchmesser) blühen oft schon im folgenden Jahr
- Kleinere Zwiebeln benötigen 1-2 Jahre, bis sie blühfähig sind
Besonders gut vermehren sich auf diese Weise botanische Tulpen und einige Wildarten, während moderne Hybriden oft weniger Tochterzwiebeln bilden.
Anzucht aus Samen
Die Vermehrung aus Samen ist langwierig, aber für Liebhaber und zur Züchtung neuer Sorten interessant:
- Blüten ausgewählter Pflanzen bestäuben (manuell oder durch Insekten)
- Samenkapseln reifen lassen, bis sie gelb-braun werden
- Samen ernten und an einem kühlen, trockenen Ort lagern
- Im Herbst in Saatschalen mit durchlässiger Erde aussäen
- Saatschalen kühl überwintern (Vernalisation ist wichtig)
- Im Frühjahr keimen die ersten Sämlinge
- Jungpflanzen 2-3 Jahre in Anzuchtbeeten kultivieren
- Erst nach 4-7 Jahren sind aus Samen gezogene Tulpen blühfähig
Diese Methode eignet sich vor allem für Spezialisten und Züchter, da sie viel Geduld erfordert und die Nachkommen bei Hybriden nicht sortenecht sind.
Strategien für mehrjährige Blüte
Mit einigen Tricks können Sie die Lebensdauer Ihrer Tulpen im Garten verlängern:
- Richtige Sortenwahl: Botanische Tulpen, Darwin-Hybriden und Fosteriana-Tulpen verwildern besser als andere Klassen
- Tiefe Pflanzung: 15-20 cm Tiefe schützt die Zwiebeln und fördert die Mehrjährigkeit
- Standortwahl: Leicht trockenere Standorte im Sommer fördern die Ruheperiode
- Laub ausreifen lassen: Vollständiges Einziehen ermöglichen, ohne zu früh zu schneiden
- Düngung: Im Frühjahr mit kaliumbetontem Dünger für kräftige Zwiebeln sorgen
- Ausgrabepause: Alle 2-3 Jahre die Zwiebeln ausgraben, teilen und neu pflanzen
Eine Tabelle mit besonders ausdauernden Sorten:
| Sorte | Klasse | Farbe | Höhe | Besondere Eigenschaften |
|---|---|---|---|---|
| ‚Apeldoorn‘ | Darwin-Hybrid | Rot | 55-60 cm | Robust, verwildert gut, große Blüten |
| ‚Purissima‘ | Fosteriana | Weiß | 40-45 cm | Frühe Blüte, langlebig, große Blüten |
| ‚Praestans Fusilier‘ | Botanische Tulpe | Orange-rot | 25-30 cm | Mehrblütig, zuverlässig wiederkehrend |
| ‚Tarda‘ | Botanische Tulpe | Gelb mit weißem Rand | 10-15 cm | Sternförmige Blüten, verwildert sehr gut |
| ‚Golden Apeldoorn‘ | Darwin-Hybrid | Goldgelb | 55-60 cm | Robust, standfest, langlebig |
| ‚Red Emperor‘ | Fosteriana | Scharlachrot | 40-45 cm | Früh blühend, große Blüten, mehrjährig |
| ‚Sylvestris‘ | Wildtulpe | Gelb | 20-30 cm | Duftend, nickende Blüten, verwildert gut |
Ausgraben und Lagern der Zwiebeln
In einigen Fällen ist das Ausgraben der Zwiebeln nach der Blüte sinnvoll:
- Bei wertvollen, empfindlichen Sorten
- In Regionen mit sehr feuchten Sommern
- Bei Beeten, die im Sommer anders bepflanzt werden sollen
- Um Zwiebeln zu teilen und zu vermehren
Der Prozess im Detail:
- Warten, bis das Laub vollständig gelb und trocken ist (meist Juni/Juli)
- Zwiebeln vorsichtig mit einer Grabegabel ausgraben
- Anhaftende Erde entfernen und Tochterzwiebeln abtrennen
- Zwiebeln an einem luftigen, schattigen Ort 1-2 Wochen trocknen lassen
- Auf Krankheiten und Schädlinge kontrollieren, beschädigte Zwiebeln aussortieren
- In Papiertüten oder Netzen an einem kühlen (unter 20°C), trockenen und dunklen Ort lagern
- Im Herbst wieder einpflanzen
„Die Tulpe ist eine Meisterin der Erneuerung. Jedes Jahr zieht sie sich zurück, sammelt Kraft in der Stille unter der Erde, um dann im Frühling mit ungebrochener Schönheit zurückzukehren – ein perfektes Symbol für die zyklische Natur des Lebens selbst.“
Krankheiten und Schädlinge erkennen und bekämpfen

Trotz ihrer Robustheit können Tulpen von verschiedenen Problemen befallen werden. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung ist entscheidend.
Pilzkrankheiten
Tulpenfäule (Botrytis tulipae) ist die häufigste Pilzerkrankung bei Tulpen:
- Symptome: Braune Flecken auf Blättern und Blüten, die sich schnell ausbreiten; graue Schimmelbildung bei feuchtem Wetter
- Prävention: Gute Luftzirkulation, nicht zu dicht pflanzen, Staunässe vermeiden
- Behandlung: Befallene Pflanzenteile sofort entfernen und entsorgen (nicht kompostieren!), bei starkem Befall Fungizideinsatz erwägen
Fusarium-Fäule befällt hauptsächlich die Zwiebeln:
- Symptome: Verfärbung und Verformung der Zwiebel, Wachstumsstörungen, vorzeitiges Absterben
- Prävention: Gesundes Pflanzgut verwenden, Fruchtwechsel einhalten (nicht jedes Jahr Tulpen am gleichen Platz)
- Behandlung: Befallene Zwiebeln entfernen und vernichten, Boden austauschen oder mehrere Jahre keine Tulpen an dieser Stelle pflanzen
Viruserkrankungen
Das Tulpenmosaikvirus (TBV) verursacht die bekannten „gebrochenen“ Tulpen:
- Symptome: Farbstreifung und -brechung auf den Blütenblättern, teilweise auch auf Blättern
- Übertragung: Hauptsächlich durch Blattläuse
- Behandlung: Keine Heilung möglich, befallene Pflanzen entfernen, um Ausbreitung zu verhindern
Interessanterweise waren die gestreiften, vom Virus befallenen Tulpen im 17. Jahrhundert besonders begehrt und lösten die Tulpenmanie aus. Heute werden ähnliche Effekte durch Züchtung erreicht, ohne dass die Pflanzen krank sind.
Tierische Schädlinge
Tulpenzwiebelmilben können erheblichen Schaden anrichten:
- Symptome: Verkrüppelte Triebe, verformte Blätter, keine oder deformierte Blüten
- Prävention: Nur gesunde Zwiebeln pflanzen, regelmäßige Kontrolle
- Behandlung: Befallene Zwiebeln vernichten, Lagerräume gründlich reinigen
Nagetiere wie Mäuse und Wühlmäuse lieben Tulpenzwiebeln:
- Symptome: Fehlende Austriebe, angeknabberte oder verschwundene Zwiebeln
- Prävention: Zwiebeln in Drahtkörbchen oder mit scharfem Sand umgeben pflanzen
- Abwehr: Natürliche Feinde fördern, Fallen stellen, Repellentien einsetzen
Schnecken können besonders beim Austrieb Schaden anrichten:
- Symptome: Angefressene Blätter und Blüten, Schleimspuren
- Prävention: Schneckenbarrieren aus Kupferband oder scharfem Sand, abendliches Absammeln
- Bekämpfung: Biologische Schneckenkörner auf Eisenphosphat-Basis als umweltfreundliche Alternative
Physiologische Störungen
Nicht alle Probleme werden durch Krankheiten oder Schädlinge verursacht. Manchmal sind Umweltfaktoren oder Pflegefehler die Ursache:
- Blindgehen (keine Blütenbildung trotz Blattwachstum):
- Ursachen: Zu flache Pflanzung, zu frühe Laubentfernung im Vorjahr, Nährstoffmangel
- Lösung: Richtige Pflanztiefe, Laub ausreifen lassen, angemessene Düngung
- Stängelfäule:
- Ursachen: Übermäßige Stickstoffdüngung, zu feuchte Bedingungen
- Lösung: Ausgewogene Düngung, bessere Drainage, luftigerer Standort
Gestaltungsideen mit Tulpen im Garten und als Schnittblumen

Die Vielseitigkeit der Tulpen macht sie zu idealen Gestaltungselementen sowohl im Garten als auch in der Vase.
Farbharmonien und Kombinationen im Garten
Mit durchdachten Farbkombinationen lassen sich beeindruckende Effekte erzielen:
- Ton-in-Ton: Verschiedene Tulpensorten in abgestuften Tönen einer Farbe (z.B. von hellem Rosa bis zu dunklem Purpur)
- Komplementärfarben: Kontrastreiche Kombinationen wie Violett/Gelb oder Rot/Grün für dramatische Effekte
- Harmonische Dreiklänge: Drei Farben, die im Farbkreis gleichmäßig verteilt sind, z.B. Orange, Grün und Violett
Besonders wirkungsvoll sind Tulpen in größeren Gruppen von mindestens 10-15 Zwiebeln der gleichen Sorte. Für natürlich wirkende Pflanzungen können die Zwiebeln locker verstreut werden, anstatt sie in strengen Reihen zu setzen.
Kombinationen mit anderen Frühlingsblühern
Tulpen harmonieren wunderbar mit anderen Frühlingsblumen:
- Frühe Begleiter: Schneeglöckchen, Krokusse und Winterlinge blühen vor den frühen Tulpen und leiten die Saison ein
- Gleichzeitige Blüher: Narzissen, Hyazinthen, Vergissmeinnicht und Anemonen blühen parallel zu vielen Tulpensorten
- Bodendecker: Teppichbildende Pflanzen wie Blaukissen, Steinkraut oder Polsterphlox schaffen einen schönen Kontrast zu den aufrechten Tulpen
Eine bewährte Kombination ist das „Keukenhof-Prinzip“: Hier werden Tulpen in größeren Gruppen zwischen niedrige Bodendecker wie Stiefmütterchen, Vergissmeinnicht oder Teppich-Phlox gepflanzt, die den Boden bedecken und die Tulpenstiele optisch stützen.
Naturalisieren von Tulpen
Besonders botanische Tulpen und einige Wildarten eignen sich hervorragend zum Verwildern in naturnahen Gartenbereichen:
- Geeignete Standorte: Unter laubabwerfenden Gehölzen, in Staudenbeeten, in Wildblumenwiesen
- Pflanzweise: In lockeren, natürlich wirkenden Gruppen pflanzen
- Pflege: Minimaler Eingriff, Laub vollständig einziehen lassen, keine Düngung nötig
Besonders gut zum Verwildern eignen sich:
- Tulipa sylvestris (Waldtulpe)
- Tulipa tarda
- Tulipa turkestanica
- Tulipa praestans
- Tulipa clusiana
Tulpen als Schnittblumen
Mit der richtigen Behandlung halten Tulpen in der Vase bis zu 10 Tage:
- Schnittzeit: Am besten morgens oder abends schneiden, wenn die Blüten noch geschlossen sind
- Schnittlänge: Mit scharfem Messer schräg anschneiden, etwa 3-5 cm mehr als die gewünschte Vasenhöhe
- Vorbereitung: Untere Blätter entfernen, die ins Wasser ragen würden
- Wasserpflege: Klares, kühles Wasser verwenden, alle 2-3 Tage wechseln
- Standort: Kühl aufstellen, direkte Sonne und Zugluft vermeiden
- Besonderheit: Tulpen wachsen in der Vase weiter (bis zu 5 cm) und biegen sich zum Licht
Eine Tabelle mit besonders haltbaren Schnitttulpen:
| Sorte | Klasse | Farbe | Besonderheiten für die Vase |
|---|---|---|---|
| ‚Menton‘ | Einfache späte | Lachsrosa | Außergewöhnlich lange haltbar, große Blüten |
| ‚Negrita‘ | Triumph | Purpur | Feste Stiele, öffnet sich nicht zu weit |
| ‚Ballerina‘ | Lilienblütig | Orange | Elegant, duftend, hält bis zu 10 Tage |
| ‚White Triumphator‘ | Lilienblütig | Reinweiß | Elegante Form, standfeste Stiele |
| ‚Angelique‘ | Gefüllte späte | Zartrosa | Pfingstrosenähnlich, öffnet sich spektakulär |
| ‚Greenland‘ | Viridiflora | Rosa-Grün | Besonders lange haltbar, ungewöhnliche Färbung |
| ‚Black Hero‘ | Gefüllte späte | Schwarzpurpur | Dramatische Farbe, gute Haltbarkeit |
„Die Tulpe ist wie ein Chamäleon in der Gartengestaltung – sie kann sowohl Hauptdarstellerin als auch Ensemblemitglied sein. In großen Gruppen schafft sie dramatische Farbflächen, einzeln gesetzt setzt sie präzise Akzente. Ihre Vielseitigkeit macht sie zum perfekten Werkzeug für jeden Gartengestalter.“
Tulpen in Kultur und Kunst

Die Tulpe ist mehr als nur eine Gartenpflanze – sie hat tiefe kulturelle Wurzeln und hat Künstler über Jahrhunderte inspiriert.
Symbolik und Bedeutung in verschiedenen Kulturen
In der türkischen Kultur genoss die Tulpe höchste Wertschätzung. Während der osmanischen „Tulpenzeit“ (Lale Devri, 1718-1730) wurde sie zum Symbol für Vollkommenheit und Reichtum. Der Sultan veranstaltete nächtliche Feste, bei denen Tausende von Tulpen in Kristallvasen von Spiegeln und Kerzen beleuchtet wurden.
In den Niederlanden wurde die Tulpe zum nationalen Symbol und wirtschaftlichen Faktor. Nach der Tulpenmanie blieb die Blume ein wichtiger Teil der niederländischen Identität. Heute produziert das Land etwa 3 Milliarden Tulpenzwiebeln jährlich, von denen etwa 60% exportiert werden.
In der Blumensprache des viktorianischen Zeitalters stand die Tulpe für:
- Rote Tulpe: Liebeserklärung
- Gelbe Tulpe: Hoffnungslose Liebe
- Weiße Tulpe: Vergebung
- Bunte Tulpe: Schöne Augen
- Schwarze Tulpe: Macht und Stärke
Tulpen in der Kunst
In der Malerei wurden Tulpen besonders während des niederländischen Goldenen Zeitalters im 17. Jahrhundert zu einem beliebten Motiv. Künstler wie Jan Brueghel der Ältere, Rachel Ruysch und Maria Sibylla Merian schufen detailreiche Blumenstillleben, in denen Tulpen oft eine zentrale Rolle spielten. Die gestreiften, vom Tulpenmosaikvirus befallenen Exemplare waren besonders begehrt als Motive.
In der Literatur fand die Tulpe ebenfalls ihren Platz. Alexandre Dumas‘ Roman „Die Schwarze Tulpe“ (1850) erzählt die Geschichte eines Gärtners, der im Holland des 17. Jahrhunderts versucht, die erste schwarze Tulpe zu züchten. In neuerer Zeit hat Deborah Moggachs Roman „Tulpenfieber“ (1999), der später verfilmt wurde, die Tulpenmanie literarisch verarbeitet.
In der Architektur und Ornamentik wurden Tulpenmotive besonders in der islamischen Kunst häufig verwendet. Auf türkischen Fliesen, Teppichen und in der Kalligraphie findet man stilisierte Tulpendarstellungen. Auch im Jugendstil wurde die elegante Form der Tulpe gerne aufgegriffen.
Tulpenfestivals weltweit
Die Faszination für Tulpen spiegelt sich in zahlreichen Festivals weltweit wider:
- Keukenhof in Lisse, Niederlande: Der berühmteste Tulpenpark der Welt öffnet jährlich von März bis Mai und präsentiert über 7 Millionen Blumenzwiebeln auf 32 Hektar.
- Canadian Tulip Festival in Ottawa: Entstand aus einer Geste der Dankbarkeit, als die niederländische Königsfamilie nach dem Zweiten Weltkrieg 100.000 Tulpenzwiebeln an Kanada schenkte.
- Istanbul Tulip Festival: Eine Rückkehr zu den kulturellen Wurzeln der Tulpe, bei dem jedes Jahr im April Millionen von Tulpen die Stadt schmücken.
- Skagit Valley Tulip Festival in Washington, USA: Ein Monat voller Farbe, wenn die kommerziellen Tulpenfelder im April blühen.
- Tonami Tulip Fair in Japan: Zeigt über 3 Millionen Tulpen in 700 Varietäten und verbindet europäische Blumentradition mit japanischer Gartenkunst.
„Die Tulpe überwindet kulturelle Grenzen und verbindet Ost und West in einer gemeinsamen Wertschätzung für Schönheit. Was in den Bergen Zentralasiens begann, wurde zum Kulturgut der ganzen Welt – ein Beweis dafür, dass wahre Schönheit universell verstanden wird.“
Tulpen für spezielle Einsatzzwecke

Je nach Gartensituation und persönlichen Vorlieben gibt es für jeden Zweck die passende Tulpe.
Tulpen für Töpfe und Kübel
Die Container-Kultur von Tulpen erfreut sich großer Beliebtheit, besonders für Terrassen, Balkone oder Eingangsbereiche. Nicht alle Sorten eignen sich jedoch gleichermaßen:
Ideale Eigenschaften für Topftulpen:
- Kompakter Wuchs
- Stabile, windresistente Stiele
- Frühe bis mittelfrühe Blütezeit
- Auffällige Blüten oder besondere Farbeffekte
Besonders geeignete Sorten:
- ‚Flair‘ (Einfache frühe) – Leuchtend rot mit gelben Rändern, 30 cm
- ‚Foxtrot‘ (Gefüllte frühe) – Zartrosa, gefüllt, duftend, 25 cm
- ‚Purple Prince‘ (Einfache frühe) – Tiefpurpur, robust, 35 cm
- ‚Tête à Tête‘ (Botanische) – Mehrblütig, gelb, nur 15 cm hoch
- ‚Red Riding Hood‘ (Greigii) – Rot mit geflecktem Laub, 25 cm
Pflegetipps für Topftulpen:
- Töpfe mit mindestens 20 cm Tiefe verwenden
- Gute Drainage durch Löcher und Blähtonschicht sicherstellen
- Im Winter vor starkem Frost schützen (Kübel umwickeln oder an geschützte Stelle rücken)
- Nach der Blüte entweder im Topf einziehen lassen oder ins Beet umpflanzen
Duftende Tulpen
Nicht alle Tulpen duften, aber einige Sorten verströmen ein angenehmes Parfüm:
- ‚Ballerina‘ (Lilienblütig) – Orangerot mit süßem, fruchtigen Duft
- ‚Apricot Beauty‘ (Einfache frühe) – Apricotfarben mit zartem Duft
- ‚Generaal de Wet‘ (Einfache frühe) – Orangegelb mit intensivem Duft
- ‚Orange Favorite‘ (Papagei) – Orangerot mit Vanilleduft
- ‚Palestrina‘ (Einfache frühe) – Rosa mit süßlichem Aroma
Duftende Tulpen eignen sich besonders für Bereiche nahe Sitzplätzen oder Eingängen, wo ihr Parfüm wahrgenommen werden kann.
Tulpen für Schnittblumenbeete
Ein spezielles Schnittblumenbeet für Tulpen ist eine praktische Lösung für Blumenliebhaber:
Vorteile eines Schnittblumenbeets:
- Gezieltes Ernten ohne Beeinträchtigung der Gartenoptik
- Optimale Pflege speziell für Schnitttulpen
- Möglichkeit, nach der Blüte das gesamte Beet mit Sommerblumen zu bepflanzen
Planung und Anlage:
- Sonniger bis halbschattiger Standort
- Gute Bodenqualität mit optimaler Drainage
- Zugang von allen Seiten für einfaches Schneiden
- Ggf. Windschutz für hohe Sorten
Empfehlenswerte Schnittsorten:
- ‚Dordogne‘ (Triumph) – Lachsorange, lange Stiele, gute Haltbarkeit
- ‚Shirley‘ (Triumph) – Weiß mit purpurnem Rand, elegant
- ‚Barcelona‘ (Darwin-Hybrid) – Leuchtend rosa, große Blüten
- ‚Queen of Night‘ (Einfache späte) – Dunkelviolett bis schwarz, dramatisch
- ‚Menton‘ (Einfache späte) – Apricot-Rosa, außergewöhnlich lange haltbar
Tulpen für Steingärten und Trockenbereiche
Für Steingärten und andere trockene Standorte eignen sich besonders botanische Arten und niedrig wachsende Sorten:
Ideale Eigenschaften:
- Niedrige Wuchshöhe
- Anpassungsfähigkeit an trockene Bedingungen
- Gute Verwilderungseigenschaften
- Frühe Blütezeit, um die Winterfeuchtigkeit zu nutzen
Empfehlenswerte Arten und Sorten:
- Tulipa humilis – Nur 10-15 cm hoch, rosa bis rote Blüten
- Tulipa tarda – Sternförmige gelb-weiße Blüten, 10-15 cm
- Tulipa clusiana ‚Cynthia‘ – Rot-gelb, schlank, 20-25 cm
- Tulipa kaufmanniana ‚Heart’s Delight‘ – Rosa mit gelbem Zentrum, 15-20 cm
- Tulipa linifolia – Leuchtend scharlachrot, sternförmig, 15 cm
Diese Tulpen können zwischen Steinen, an Hanglagen oder in Kiesflächen gepflanzt werden und bilden dort mit den Jahren schöne Bestände.
„In der Vielfalt der Tulpen liegt ein besonderer Reiz: Für jede Gartensituation, jeden Geschmack und jeden Zweck gibt es die passende Sorte. Diese Anpassungsfähigkeit macht sie zu Allroundtalenten, die sowohl in prächtigen Parkanlagen als auch im kleinsten Balkonkasten ihre Schönheit entfalten können.“
Jahreszyklus der Tulpe – Von der Zwiebel zur Blüte und zurück

Das Leben einer Tulpe folgt einem faszinierenden jährlichen Rhythmus, der tief in ihrer Biologie verankert ist.
Der verborgene Lebenszyklus unter der Erde
Während wir die Tulpe hauptsächlich für ihre oberirdische Blütenpracht schätzen, findet ein großer Teil ihres Lebenszyklus unsichtbar unter der Erde statt:
Spätsommer/Herbst (August-November):
- In der Zwiebel sind bereits alle Organe der künftigen Pflanze angelegt
- Die Blütenknospe, Blätter und sogar die Ersatzzwiebel sind mikroskopisch vorgeformt
- Nach dem Pflanzen beginnt die Wurzelbildung bei Bodentemperaturen unter 15°C
- Ein ausgedehntes Wurzelsystem entwickelt sich, während oberirdisch noch nichts zu sehen ist
Winter (Dezember-Februar):
- Die Zwiebel durchläuft eine notwendige Kälteperiode (Vernalisation)
- Temperaturen zwischen 2-5°C für mindestens 12-14 Wochen sind optimal
- Ohne diese Kältephase würde keine oder nur eine verkümmerte Blüte entstehen
- Die Pflanze ruht, aber physiologisch finden wichtige Prozesse statt
Der sichtbare Jahreszyklus
Frühjahr – Austrieb und Blüte (März-Mai):
- Sobald die Bodentemperaturen steigen, beginnt der Austrieb
- Zuerst erscheinen die Blattspitzen, dann entwickelt sich der Stängel
- Die Blütenknospe wächst und färbt sich, öffnet sich aber erst bei ausreichender Wärme
- Die Blütezeit beträgt je nach Witterung und Sorte etwa 1-3 Wochen
- Bestäubung kann durch Insekten erfolgen, ist aber für die Zwiebelvermehrung nicht relevant
Spätes Frühjahr – Nach der Blüte (Mai-Juni):
- Die Blütenblätter verwelken und fallen ab
- Die grünen Pflanzenteile betreiben weiter Photosynthese
- Nährstoffe werden in die sich neu bildende Zwiebel transportiert
- Tochterzwiebeln (Brutzwiebeln) entwickeln sich neben der Hauptzwiebel
- Bei bestäubten Blüten bilden sich Samenkapseln
Frühsommer – Einziehen (Juni-Juli):
- Das Laub beginnt von unten her zu vergilben
- Die neue Zwiebel erreicht ihre endgültige Größe
- Die alte Zwiebelhülle wird als Schutz um die neue Zwiebel angelegt
- Die Pflanze zieht vollständig ein und geht in die Ruhephase über
Sommer – Ruheperiode (Juli-August):
- Die Zwiebel ruht bei warmen Bodentemperaturen
- In der Zwiebel differenzieren sich bereits alle Organe für das nächste Jahr
- Die Blütenknospe für das Folgejahr wird angelegt
- Ideale Ruhetemperaturen liegen zwischen 20-23°C
Besonderheiten im Jahreszyklus
Mehrjähriges Verhalten:
- Bei günstigen Bedingungen bildet die Tulpe jedes Jahr eine neue Hauptzwiebel
- Diese ist idealerweise größer als die Ausgangszwiebel
- Zusätzlich können Tochterzwiebeln entstehen
- Bei ungünstigen Bedingungen kann die neue Zwiebel kleiner sein als die Ausgangszwiebel
- Nach einigen Jahren kann die Blühkraft nachlassen, wenn die Zwiebeln nicht geteilt werden
Energiehaushalt:
- Die Zwiebel speichert Stärke als Energiereserve
- Etwa 50% dieser Energie wird für die Blütenbildung verwendet
- Die restliche Energie fließt in die Bildung neuer Zwiebeln
- Daher ist es so wichtig, das Laub nach der Blüte stehen zu lassen – es produziert die Energie für das nächste Jahr
Häufig gestellte Fragen zu Tulpen
Wann ist die beste Zeit, um Tulpenzwiebeln zu pflanzen?
Die optimale Pflanzzeit für Tulpenzwiebeln liegt zwischen Mitte September und Ende November. Der Boden sollte dann noch nicht gefroren, aber bereits abgekühlt sein. In milderen Regionen kann auch noch bis Dezember gepflanzt werden. Wichtig ist, dass die Zwiebeln vor dem ersten starken Frost etwa 4-6 Wochen Zeit haben, um Wurzeln zu bilden. Zu früh gepflanzte Zwiebeln könnten bei einem warmen Herbst vorzeitig austreiben, was die Frostgefahr erhöht.
Warum blühen meine Tulpen im zweiten Jahr nicht mehr?
Mehrere Faktoren können dazu führen, dass Tulpen im zweiten Jahr nicht mehr oder nur schwach blühen:
- Zu frühes Entfernen des Laubes nach der Blüte, wodurch die Zwiebel nicht genügend Nährstoffe einlagern konnte
- Zu flache Pflanzung, die zu stärkeren Temperaturschwankungen führt
- Zu feuchte Standortbedingungen im Sommer, wenn die Zwiebeln ruhen
- Verwendung von Sorten, die generell nicht gut verwildern (viele moderne Hybriden)
- Mangelnde Nährstoffversorgung, besonders Kaliummangel
Versuchen Sie, botanische Arten oder Darwin-Hybriden zu pflanzen, die für ihre Mehrjährigkeit bekannt sind, und lassen Sie das Laub vollständig einziehen.
Wie schütze ich Tulpenzwiebeln vor Wühlmäusen und anderen Nagetieren?
Zum Schutz vor Nagetieren gibt es mehrere bewährte Methoden:
- Pflanzen Sie die Zwiebeln in Drahtkörbchen oder spezielle Zwiebelpflanzkörbe aus Metall
- Umgeben Sie die Zwiebeln beim Pflanzen mit scharfem Kies, Splitt oder zerkleinerten Muschelschalen
- Mischen Sie Knoblauchzehen oder stark duftende Pflanzen wie Kaiserkronen zwischen die Tulpen
- Stellen Sie Fallen auf oder fördern Sie natürliche Feinde wie Eulen und Greifvögel
- Verwenden Sie Ultraschallgeräte, die Nagetiere fernhalten können
Eine Kombination aus mehreren Methoden ist oft am wirksamsten.
Kann ich Tulpen in Töpfen überwintern und mehrere Jahre nutzen?
Ja, Tulpen können in Töpfen überwintert werden, allerdings mit einigen Vorsichtsmaßnahmen:
- Verwenden Sie ausreichend große Töpfe (mindestens 20 cm tief) mit guter Drainage
- Schützen Sie die Töpfe bei starkem Frost durch Umwickeln mit Isoliermaterial oder stellen Sie sie an eine geschützte Stelle
- Achten Sie darauf, dass die Erde nicht völlig austrocknet, aber auch nicht zu nass wird
- Nach der Blüte entweder das Laub vollständig einziehen lassen oder die Zwiebeln ausgraben und kühl und trocken lagern
- Verwenden Sie frisches Substrat, wenn Sie die Zwiebeln im Herbst wieder einpflanzen
Bedenken Sie, dass Topftulpen generell mehr Pflege benötigen als solche im Garten und die Blühkraft im zweiten Jahr oft nachlässt.
Warum haben meine Tulpen gestreifte oder gefleckte Blüten bekommen?
Wenn Ihre Tulpen plötzlich Streifen oder Flecken auf den Blüten zeigen, könnte dies auf eine Infektion mit dem Tulpenmosaikvirus (TBV) hindeuten. Dieses Virus wird hauptsächlich durch Blattläuse übertragen und verursacht die sogenannten „gebrochenen“ Tulpen:
- Die Symptome umfassen farbige Streifen oder Flecken auf den Blüten und manchmal auch auf den Blättern
- Betroffene Pflanzen sollten entfernt werden, um eine Ausbreitung zu verhindern
- Es gibt keine Heilung für virusinfizierte Pflanzen
- Bekämpfen Sie Blattläuse als Überträger des Virus
- Wenn Sie den gestreiften Effekt mögen, kaufen Sie spezielle Rembrandt- oder Viridiflora-Tulpen, die diesen Effekt ohne Virusinfektion zeigen
Wie und wann sollte ich Tulpenzwiebeln ausgraben und lagern?
Das Ausgraben und Lagern von Tulpenzwiebeln kann deren Lebensdauer verlängern:
- Warten Sie, bis das Laub vollständig gelb und trocken ist (meist Juni/Juli)
- Graben Sie die Zwiebeln vorsichtig mit einer Grabegabel aus
- Entfernen Sie anhaftende Erde und trennen Sie Tochterzwiebeln ab
- Lassen Sie die Zwiebeln an einem luftigen, schattigen Ort 1-2 Wochen trocknen
- Sortieren Sie beschädigte oder kranke Zwiebeln aus
- Lagern Sie die gesunden Zwiebeln in Papiertüten oder Netzen an einem kühlen (unter 20°C), trockenen und dunklen Ort
- Pflanzen Sie die Zwiebeln im Herbst wieder ein
Diese Methode ist besonders sinnvoll für wertvolle Sorten, in Regionen mit sehr feuchten Sommern oder wenn das Beet im Sommer anders bepflanzt werden soll.
