Regenwassernutzung bezeichnet die systematische Sammlung und Verwendung von Niederschlagswasser, das von Dachflächen oder anderen geeigneten Oberflächen aufgefangen wird. Diese jahrhundertealte Praxis erlebt heute eine Renaissance und wird aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet: Während Umweltschützer die ökologischen Vorteile betonen, schätzen Gartenliebhaber die positiven Eigenschaften für ihre Pflanzen, und Hausbesitzer freuen sich über die langfristigen Kosteneinsparungen.
In dieser umfassenden Betrachtung zum Thema Regenwassersammlung erfahren Sie alles Wissenswerte über die verschiedenen Systeme – von der einfachen Regentonne bis zur komplexen Zisterne. Sie erhalten praktische Tipps zur Installation, Wartung und optimalen Nutzung Ihrer Regenwasseranlage. Zudem werden rechtliche Aspekte, Fördermöglichkeiten und die Wirtschaftlichkeit verschiedener Lösungen beleuchtet, damit Sie die für Ihre Bedürfnisse passende Entscheidung treffen können.
Warum Regenwasser sammeln sinnvoll ist
Der Klimawandel stellt uns vor neue Herausforderungen. Längere Trockenperioden im Sommer wechseln sich mit Starkregenereignissen ab, die oft ungenutzt in der Kanalisation verschwinden. Gleichzeitig steigen die Preise für Trinkwasser kontinuierlich an. Die durchschnittlichen Wasserkosten in Deutschland liegen mittlerweile bei etwa 2,00 Euro pro Kubikmeter – Tendenz steigend.
„Jeder Tropfen Regenwasser, den wir auffangen und nutzen, ist ein kleiner, aber wichtiger Beitrag zum Umweltschutz und zur Entlastung unserer Wasserressourcen.“
Die Vorteile der Regenwassernutzung sind vielfältig:
🌱 Regenwasser ist kalkfrei und ideal für Pflanzen
🌿 Erhebliche Einsparung von Trinkwasser (bis zu 50% im Haushalt möglich)
💧 Entlastung der Kanalisation bei Starkregen
💰 Reduzierung der Wasserkosten
🌍 Aktiver Beitrag zum Umweltschutz
Besonders beeindruckend ist das Potenzial: Bei einer Dachfläche von 100 m² können in Deutschland jährlich etwa 60.000 Liter Regenwasser gesammelt werden. Diese Menge würde den kompletten Wasserbedarf für Toilettenspülung, Waschmaschine und Gartenbewässerung einer vierköpfigen Familie decken.
Einsatzmöglichkeiten für gesammeltes Regenwasser
Die Nutzungsmöglichkeiten für gesammeltes Regenwasser sind vielseitiger, als viele zunächst vermuten. Je nach Aufbereitungsgrad kann das Wasser für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden:
Im Garten:
- Bewässerung von Beeten, Rasen und Topfpflanzen
- Befüllen von Gartenteichen
- Reinigung von Gartenwerkzeugen
Im Haushalt:
- Toilettenspülung
- Betrieb der Waschmaschine
- Reinigungsarbeiten
- Fahrzeugwäsche
Für die Nutzung im Haushalt sind jedoch zusätzliche Filterungen und technische Vorkehrungen notwendig, um die Wasserqualität zu gewährleisten und eine Vermischung mit dem Trinkwassersystem auszuschließen.
Systeme zur Regenwassersammlung im Überblick

Die Bandbreite an Möglichkeiten, Regenwasser zu sammeln, reicht von einfachen, kostengünstigen Lösungen bis hin zu professionellen Systemen mit umfangreicher Technik. Die Wahl des passenden Systems hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem verfügbaren Platz, dem Budget, den beabsichtigten Nutzungszwecken und den baulichen Gegebenheiten.
Die klassische Regentonne
Die Regentonne ist der Einstieg in die Welt der Regenwassernutzung und in vielen deutschen Gärten bereits ein vertrauter Anblick. Diese einfache Lösung besteht aus einem Behälter, der unter dem Fallrohr der Dachrinne platziert wird, um das ablaufende Regenwasser aufzufangen.
Eigenschaften moderner Regentonnen:
- Fassungsvermögen zwischen 200 und 500 Litern
- Material: meist UV-beständiger Kunststoff, aber auch Holz oder dekorative Keramik
- Ausgestattet mit Wasserhahn am unteren Ende
- Deckel zum Schutz vor Verschmutzung und Insekten
- Optional mit Überlaufschutz und Regenwasserfilter
Die Installation einer Regentonne ist denkbar einfach: Ein Regenwassersammler wird am Fallrohr angebracht, der das Wasser in die Tonne leitet. Überschüssiges Wasser kann entweder über einen Überlauf abgeleitet oder durch Verbindungssysteme in weitere Tonnen geleitet werden.
„Die einfache Regentonne ist oft der erste Schritt zu einem bewussteren Umgang mit der Ressource Wasser – klein in der Investition, aber groß in der Wirkung für Umwelt und Geldbeutel.“
Vorteile der Regentonne:
- Geringe Anschaffungskosten (ab ca. 30 Euro)
- Einfache Installation ohne bauliche Maßnahmen
- Platzsparend und flexibel aufstellbar
- Ideal für kleine Gärten und Balkone
Nachteile der Regentonne:
- Begrenztes Speichervolumen
- Keine Nutzung im Haushalt möglich
- Im Winter meist nicht nutzbar (Frostgefahr)
- Optisch nicht immer ansprechend
Regenwassertanks für größere Kapazitäten
Wer mehr Speicherkapazität benötigt, aber keine aufwändigen Erdarbeiten durchführen möchte, findet in oberirdischen Regenwassertanks eine gute Alternative. Diese Behälter fassen deutlich größere Wassermengen als herkömmliche Regentonnen.
Typische Merkmale von Regenwassertanks:
- Fassungsvermögen zwischen 1.000 und 5.000 Litern
- Robuste Ausführung aus verstärktem Kunststoff
- Oft mit integrierten Filtersystemen
- Anschlussmöglichkeiten für Pumpen
- Modulare Systeme zur Kapazitätserweiterung
Regenwassertanks werden häufig an Garagen, Carports oder Gartenhäusern aufgestellt und können durch ihre größere Kapazität längere Trockenperioden überbrücken.
Unterirdische Zisternen – die Profilösung
Für die umfassende und ganzjährige Nutzung von Regenwasser sind unterirdische Zisternen die erste Wahl. Diese Systeme bieten maximale Speicherkapazität bei minimalem Platzbedarf an der Oberfläche.
Komponenten einer vollständigen Zisternenanlage:
- Unterirdischer Speichertank (Beton, Kunststoff oder GFK)
- Filtersystem zur Reinigung des einlaufenden Wassers
- Pumpe zur Wasserförderung
- Steuerungseinheit mit Füllstandsanzeige
- Nachspeiseanlage für Trockenphasen
- Überlaufsicherung
Die Installation einer Zisterne erfordert umfangreichere Baumaßnahmen, da ein entsprechend großes Erdloch ausgehoben werden muss. Die Kapazität solcher Anlagen reicht von 2.000 Litern für kleine Einfamilienhäuser bis zu 10.000 Litern und mehr für größere Anwesen.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die empfohlenen Zisternengrößen je nach Nutzungszweck und Personenzahl:
Nutzungszweck | Haushaltsgröße | Empfohlenes Volumen |
---|---|---|
Nur Gartenbewässerung | – | 2.000 – 3.000 Liter |
Garten + Toilette | 2 Personen | 3.000 – 4.000 Liter |
Garten + Toilette | 4 Personen | 4.000 – 6.000 Liter |
Garten + Toilette + Waschmaschine | 2 Personen | 4.000 – 5.000 Liter |
Garten + Toilette + Waschmaschine | 4 Personen | 6.000 – 9.000 Liter |
„Eine unterirdische Zisterne ist mehr als ein Wasserspeicher – sie ist ein Statement für nachhaltiges Wassermanagement und vorausschauendes Wirtschaften.“
Vorteile von Zisternen:
- Große Speicherkapazität
- Ganzjährige Nutzung (frostsicher)
- Kein oberirdischer Platzbedarf
- Möglichkeit zur umfassenden Haushaltsnutzung
- Langlebigkeit (bis zu 50 Jahre bei Betonzisternen)
Nachteile von Zisternen:
- Hohe Anschaffungs- und Installationskosten
- Aufwändige Baumaßnahmen erforderlich
- Genehmigungspflicht in vielen Gemeinden
- Regelmäßige Wartung notwendig
Technische Komponenten für effiziente Regenwassernutzung

Um Regenwasser optimal zu nutzen, sind je nach Anwendungsbereich verschiedene technische Komponenten erforderlich, die zusammen ein funktionierendes System bilden.
Filtersysteme für sauberes Regenwasser
Die Filterung des Regenwassers ist ein entscheidender Schritt, um Verunreinigungen zu entfernen und die Wasserqualität zu verbessern. Je nach Nutzungszweck kommen unterschiedliche Filtersysteme zum Einsatz:
Laubabscheider und Fallrohrfilter:
Diese einfachen Filter werden direkt am Fallrohr installiert und halten grobe Verschmutzungen wie Blätter, Zweige und Moos zurück. Sie sind die Grundausstattung für jede Regenwassersammelanlage.
Zisternenfilter:
Diese werden vor oder in der Zisterne installiert und filtern feinere Partikel aus dem Wasser. Es gibt sie als Schwimm-, Sicker- oder Patronenfilter.
Feinfilter:
Für die Nutzung im Haushalt sind zusätzliche Feinfilter notwendig, die auch kleinste Schwebstoffe entfernen.
UV-Entkeimung:
Bei besonders hohen Ansprüchen an die Wasserqualität kann eine UV-Entkeimungsanlage nachgeschaltet werden, die Bakterien und Keime abtötet.
Pumpen und Drucksysteme
Für die komfortable Nutzung des gesammelten Regenwassers werden Pumpen benötigt, die das Wasser mit ausreichendem Druck zum gewünschten Verwendungsort fördern.
Tauchdruckpumpen:
Diese werden direkt in der Zisterne installiert und schalten sich automatisch ein, wenn Wasser entnommen wird. Sie sind die gängigste Lösung für Einfamilienhäuser.
Hauswasserwerke:
Diese Kombination aus Pumpe und Druckbehälter wird außerhalb der Zisterne installiert und eignet sich besonders für größere Anlagen.
Steuerungssysteme:
Moderne Anlagen verfügen über elektronische Steuerungen, die den Füllstand überwachen und bei Bedarf automatisch auf Trinkwasser umschalten.
Nachspeisesysteme für Trockenzeiten
Um auch in längeren Trockenperioden die Wasserversorgung sicherzustellen, können Nachspeisesysteme installiert werden, die bei niedrigem Füllstand automatisch Trinkwasser in die Zisterne oder in einen separaten Vorratsbehälter nachfüllen.
„Die kluge Kombination von Filterung, Pumptechnik und Steuerung macht aus gesammeltem Regenwasser eine zuverlässige und komfortable Wasserquelle für nahezu alle Anwendungen außerhalb der Trinkwasserversorgung.“
Planung und Installation einer Regenwasseranlage
Die sorgfältige Planung einer Regenwasseranlage ist entscheidend für deren spätere Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Verschiedene Faktoren müssen dabei berücksichtigt werden.
Bedarfsermittlung und Dimensionierung
Der erste Schritt bei der Planung ist die Ermittlung des tatsächlichen Wasserbedarfs und des möglichen Sammelpotenzials:
Berechnung des Wasserbedarfs:
Verwendungszweck | Durchschnittlicher Verbrauch |
---|---|
Toilettenspülung | 8.000 – 14.000 Liter/Person/Jahr |
Waschmaschine | 5.000 – 7.000 Liter/Person/Jahr |
Gartenbewässerung | 60 – 100 Liter/m²/Jahr |
Reinigungszwecke | 1.000 – 2.000 Liter/Haushalt/Jahr |
Berechnung des Sammelpotenzials:
Das Sammelpotenzial lässt sich mit folgender Formel berechnen:
Sammelpotenzial (Liter/Jahr) = Dachfläche (m²) × lokaler Niederschlag (mm/Jahr) × Abflussbeiwert × 0,8
Der Abflussbeiwert variiert je nach Dachmaterial:
- Flachdach mit Kies: 0,5
- Steildach mit Ziegeln: 0,8-0,9
- Metalldach: 0,9-0,95
Der Faktor 0,8 berücksichtigt Verluste durch Verdunstung und Verschmutzung.
Standortwahl und bauliche Voraussetzungen
Die Wahl des richtigen Standorts ist entscheidend für die Funktionalität und Wirtschaftlichkeit der Anlage:
Für Regentonnen und oberirdische Tanks:
- Ebene, stabile Fläche
- Möglichst nahe am Fallrohr
- Sonnenschutz zur Vermeidung von Algenwachstum
- Zugänglichkeit für Entnahme und Wartung
Für unterirdische Zisternen:
- Ausreichender Abstand zu Gebäuden und Grundstücksgrenzen
- Zugänglichkeit für Baufahrzeuge
- Grundwasserverhältnisse prüfen
- Leitungsführung zu Entnahmestellen planen
- Überlaufmöglichkeit in Kanalisation oder Versickerungsanlage
Rechtliche Aspekte und Genehmigungen
Bei der Installation von Regenwasseranlagen sind verschiedene rechtliche Aspekte zu beachten:
Baurecht:
Oberirdische Anlagen bis zu einem bestimmten Volumen sind in der Regel genehmigungsfrei. Für unterirdische Zisternen kann je nach Bundesland und Kommune eine Baugenehmigung erforderlich sein.
Wasserrecht:
Die Einleitung von Regenwasser in die Kanalisation oder die Versickerung auf dem Grundstück kann genehmigungspflichtig sein.
Trinkwasserschutz:
Bei Anlagen zur Nutzung im Haushalt muss eine klare Trennung zum Trinkwassersystem gewährleistet sein. Die Leitungen müssen entsprechend gekennzeichnet werden.
„Rechtssicherheit ist ein wichtiger Baustein jeder Regenwasseranlage – informieren Sie sich frühzeitig bei Ihrer Kommune über geltende Vorschriften und mögliche Förderprogramme.“
Anmeldepflicht:
In vielen Gemeinden muss eine Regenwassernutzungsanlage beim Wasserversorger angemeldet werden, besonders wenn dadurch weniger Abwasser in die Kanalisation eingeleitet wird.
Fördermöglichkeiten und finanzielle Anreize
Die Installation von Regenwassernutzungsanlagen wird in vielen Regionen gefördert:
- Kommunale Förderprogramme (oft als direkter Zuschuss)
- Reduzierte Abwassergebühren
- Steuerliche Absetzbarkeit als haushaltsnahe Dienstleistung
- KfW-Fördermittel im Rahmen energetischer Sanierung
- Länderförderung für wassersparende Maßnahmen
Die Förderlandschaft ist regional sehr unterschiedlich. Eine Anfrage bei der lokalen Kommune und eine Recherche auf den Webseiten der Bundesländer lohnt sich in jedem Fall.
Wartung und Pflege von Regenwasseranlagen

Um die Funktionsfähigkeit und Lebensdauer einer Regenwassersammelanlage zu gewährleisten, ist eine regelmäßige Wartung unerlässlich.
Regelmäßige Kontrollen und Reinigungsarbeiten
Ein strukturierter Wartungsplan hilft, die Anlage in gutem Zustand zu halten:
Vierteljährliche Kontrollen:
- Reinigung der Dachrinnen und Fallrohre
- Überprüfung und Säuberung der Filtereinheiten
- Kontrolle der Überlaufsicherungen
Halbjährliche Arbeiten:
- Überprüfung der Pumpen und Steuerungseinheiten
- Reinigung der Ansaugvorrichtungen
- Kontrolle der Schwimmschalter
Jährliche Wartung:
- Inspektion des Zisternenzustands
- Entfernung von Sedimenten am Boden (bei Bedarf)
- Überprüfung der Dichtigkeit aller Anschlüsse
- Funktionskontrolle der gesamten Anlage
Winterschutz für Regenwasseranlagen
Bei Frost können ungeschützte Teile der Regenwasseranlage Schaden nehmen. Folgende Maßnahmen sollten vor dem Winter ergriffen werden:
Für Regentonnen:
- Vollständige Entleerung
- Wasserhahn offen lassen
- Abkopplung vom Fallrohr
- Frostsichere Lagerung von abnehmbaren Teilen
Für oberirdische Tanks:
- Entleerung bis auf ein Minimum
- Isolation mit speziellen Materialien
- Abkopplung frostgefährdeter Leitungen
Für unterirdische Zisternen:
- Überprüfung der Isolation von Zuleitungen
- Sicherstellung, dass der Schacht frostfrei ist
- Kontrolle der Pumpen und Druckleitungen im Außenbereich
Behebung häufiger Probleme
Auch bei guter Wartung können gelegentlich Probleme auftreten:
Algenwachstum:
Ursache: Lichteinfall und Nährstoffe im Wasser
Lösung: Lichtdichte Abdeckung, regelmäßige Reinigung, spezielle Filtermedien
Geruchsbildung:
Ursache: Bakterielles Wachstum, Sauerstoffmangel
Lösung: Belüftung verbessern, Wasserentnahme vom Boden vermeiden
Verstopfte Filter:
Ursache: Übermäßiger Eintrag von Laub und Schmutz
Lösung: Häufigere Reinigung, Installation von Laubfangkörben in den Dachrinnen
Pumpenprobleme:
Ursache: Verschleiß, Verstopfung, Lufteinschlüsse
Lösung: Regelmäßige Wartung, Schwimmende Entnahme mit Grobfilter
„Regelmäßige Wartung ist der Schlüssel zur langfristigen Freude an Ihrer Regenwasseranlage – ein kleiner Zeitaufwand für große Wirkung.“
Wirtschaftlichkeit und Amortisation

Die Investition in eine Regenwassernutzungsanlage will wohlüberlegt sein. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung hilft bei der Entscheidungsfindung.
Kostenvergleich verschiedener Systeme
Die Anschaffungs- und Installationskosten variieren je nach System erheblich:
Einfache Regentonne:
- Anschaffungskosten: 30-200 Euro
- Installationskosten: minimal (DIY möglich)
- Lebensdauer: 10-15 Jahre
Oberirdischer Regenwassertank:
- Anschaffungskosten: 500-2.000 Euro
- Installationskosten: 200-500 Euro
- Lebensdauer: 15-25 Jahre
Unterirdische Zisterne:
- Anschaffungskosten: 1.500-5.000 Euro
- Installationskosten: 2.000-5.000 Euro (inkl. Erdarbeiten)
- Technische Ausstattung: 1.000-3.000 Euro
- Lebensdauer: 30-50 Jahre
Berechnung der Einsparungen und Amortisationszeit
Um die Wirtschaftlichkeit zu beurteilen, müssen die jährlichen Einsparungen den Investitionskosten gegenübergestellt werden:
Jährliche Einsparungen berechnen:
- Eingesparte Wassermenge × lokaler Wasserpreis
- Ggf. reduzierte Abwassergebühren
- Berücksichtigung von Stromkosten für Pumpen
Beispielrechnung für ein Einfamilienhaus:
- Dachfläche: 120 m²
- Jährlicher Niederschlag: 750 mm
- Sammelpotenzial: ca. 65.000 Liter/Jahr
- Nutzung für Toilette, Waschmaschine und Garten
- Tatsächliche Nutzung: ca. 45.000 Liter/Jahr
- Wasserpreis inkl. Abwasser: 4,50 Euro/m³
- Jährliche Einsparung: 202,50 Euro
- Stromkosten für Pumpe: ca. 30 Euro/Jahr
- Netto-Einsparung: 172,50 Euro/Jahr
Bei einer Komplettanlage mit Investitionskosten von 7.000 Euro ergibt sich eine rechnerische Amortisationszeit von etwa 40 Jahren. Diese verbessert sich jedoch durch:
- Steigende Wasserpreise
- Fördermittel
- Wertsteigerung der Immobilie
- Längere Nutzungsdauer als kalkuliert
„Die Wirtschaftlichkeit einer Regenwasseranlage lässt sich nicht allein in Euro und Cent messen – der ökologische Mehrwert und die Unabhängigkeit von steigenden Wasserpreisen sind mindestens ebenso wertvoll.“
Innovative Lösungen und Trends
Die Technik zur Regenwassernutzung entwickelt sich ständig weiter. Innovative Lösungen machen die Systeme effizienter, komfortabler und ästhetischer.
Designlösungen für den urbanen Raum
Moderne Regenwasserspeicher müssen nicht mehr versteckt werden, sondern können als gestalterisches Element dienen:
- Dekorative Regentonnen in Amphoren- oder Steinoptik
- In Hochbeete integrierte Speicher
- Regenwasserwände als Sichtschutz und Speicher
- Modulare Systeme, die sich der Architektur anpassen
- Unterflursysteme für kleine Gärten und Terrassen
Smart-Home-Integration und Automatisierung
Die Digitalisierung macht auch vor Regenwasseranlagen nicht halt:
- Füllstandsensoren mit App-Anbindung
- Automatische Bewässerungssysteme mit Wettervorhersage-Integration
- Smarte Steuerungen für optimale Wasserverteilung
- Verbrauchsanalyse und Effizienzoptimierung
- Integration in bestehende Smart-Home-Systeme
Kombination mit anderen nachhaltigen Technologien
Besonders effizient wird die Regenwassernutzung in Kombination mit anderen umweltfreundlichen Technologien:
- Solarbetriebene Pumpen für energieautarke Systeme
- Grauwassernutzung in Verbindung mit Regenwasser
- Integration in Gründachsysteme zur Regenrückhaltung
- Kombination mit Versickerungsanlagen für Grundwasserneubildung
- Wärmepumpen mit Regenwassernutzung zur Energiegewinnung
Praxisbeispiele und Erfahrungsberichte

Die praktische Umsetzung von Regenwassernutzungssystemen zeigt die Vielfalt der Möglichkeiten und liefert wertvolle Erkenntnisse für eigene Projekte.
Vom Kleingarten bis zum Gewerbegebäude
Kleingartenlösung:
Familie Müller aus dem Rheinland hat in ihrem 250 m² großen Garten ein modulares System aus drei miteinander verbundenen 300-Liter-Regentonnen installiert. Die Investition von 450 Euro hat sich bereits im zweiten Jahr durch die Einsparung von Leitungswasser für die Gartenbewässerung amortisiert.
Einfamilienhaus mit Komplettlösung:
Im bayerischen Voralpenland nutzt Familie Huber eine 6.000-Liter-Betonzisterne für Gartenbewässerung, Toilettenspülung und Waschmaschine. Die Investition von 8.500 Euro (nach Abzug von Fördermitteln) rechnet sich durch Einsparungen von jährlich rund 240 Euro und die Unabhängigkeit bei der zunehmenden Wasserknappheit in den Sommermonaten.
Gewerbeimmobilie mit integriertem System:
Ein mittelständisches Unternehmen in Brandenburg sammelt Regenwasser von der 1.200 m² großen Dachfläche seiner Produktionshalle in einer 30.000-Liter-Zisterne. Das Wasser wird für die Toilettenspülung, die Reinigung der Außenanlagen und die Bewässerung der Grünflächen genutzt. Die Investition von 25.000 Euro amortisiert sich durch jährliche Einsparungen von über 3.000 Euro.
Tipps und Tricks aus der Praxis
Erfahrene Nutzer von Regenwasseranlagen geben folgende Empfehlungen:
- Größer dimensionieren als ursprünglich geplant – der Bedarf wächst oft
- Auf hochwertige Filter setzen, die wenig Wartung benötigen
- Professionelle Installation der Pumpe spart langfristig Ärger und Kosten
- Zugänglichkeit aller Komponenten für Wartungsarbeiten sicherstellen
- Bei unterirdischen Anlagen den Schacht großzügig dimensionieren
- Dokumentation der Anlage erstellen (Fotos während der Installation, Leitungspläne)
- Regelmäßige Wartungstermine im Kalender vermerken
„Die Natur kennt keine Abfälle, nur Ressourcen. Regenwasser ist eine dieser wertvollen Ressourcen, die wir nur zu nutzen brauchen, statt sie in die Kanalisation abzuleiten.“
FAQ zur Regenwassersammlung
Ist Regenwasser für alle Pflanzen geeignet?
Ja, Regenwasser ist sogar besonders gut für Pflanzen geeignet, da es weich (kalkarm) ist und eine für viele Pflanzen optimale Temperatur hat. Besonders kalkempfindliche Pflanzen wie Rhododendren, Azaleen, Hortensien und viele Zimmerpflanzen gedeihen mit Regenwasser besser als mit hartem Leitungswasser.
Kann ich Regenwasser auch zum Trinken oder Kochen verwenden?
Nein, gesammeltes Regenwasser ist ohne professionelle Aufbereitung nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Es kann Schadstoffe vom Dach, Mikroorganismen und andere Verunreinigungen enthalten. Die Nutzung sollte sich auf Bewässerung, Reinigung, Toilettenspülung und Waschmaschine beschränken.
Wie verhindere ich Mückenlarven in meiner Regentonne?
Um Mückenlarven zu vermeiden, sollte die Regentonne immer mit einem dicht schließenden Deckel versehen sein. Zusätzlich können spezielle Tabletten mit dem Wirkstoff BTI (Bacillus thuringiensis israelensis) eingesetzt werden, die Mückenlarven abtöten, aber für Menschen, Tiere und Pflanzen unbedenklich sind. Auch eine regelmäßige Nutzung und Bewegung des Wassers reduziert die Mückenentwicklung.
Muss ich meine Regenwassernutzung beim Wasserversorger anmelden?
In vielen Gemeinden besteht eine Anmeldepflicht für Regenwassernutzungsanlagen, besonders wenn dadurch weniger Abwasser in die Kanalisation eingeleitet wird oder wenn das Regenwasser im Haushalt genutzt wird. Informieren Sie sich bei Ihrer Kommune über die lokalen Vorschriften. Die Nichtanmeldung kann zu Nachforderungen bei den Abwassergebühren führen.
Wie oft muss ich den Filter meiner Regenwasseranlage reinigen?
Die Reinigungsintervalle hängen vom Filtertyp und den lokalen Bedingungen ab. Als Faustregel gilt:
- Laubabscheider und Fallrohrfilter: alle 2-3 Monate, häufiger im Herbst
- Zisternenfilter: 1-2 Mal jährlich
- Feinfilter für die Haushaltsnutzung: je nach Herstellerangaben, meist alle 3-6 Monate
Bei starker Verschmutzung (z.B. durch viele Bäume in der Umgebung) können häufigere Reinigungen notwendig sein.
Kann ich eine Regenwasseranlage selbst installieren?
Einfache Systeme wie Regentonnen können problemlos selbst installiert werden. Bei komplexeren Anlagen mit Haushaltsnutzung sollte die Installation von Fachleuten durchgeführt werden, um die Trennung vom Trinkwassernetz sicherzustellen und technische Probleme zu vermeiden. Erdarbeiten für unterirdische Zisternen erfordern in jedem Fall professionelle Unterstützung und gegebenenfalls eine Baugenehmigung.