Weiden (botanisch: Salix) gehören zur Familie der Weidengewächse und umfassen über 400 Arten weltweit. Sie sind äußerst vielseitig und können als stattliche Bäume, dekorative Sträucher oder sogar als Bodendecker wachsen. Je nach Perspektive können Weiden als pflegeleichte Gartenschönheiten oder als anspruchsvolle Spezialisten betrachtet werden. Einige Gartenliebhaber schätzen sie für ihr schnelles Wachstum und ihre Anpassungsfähigkeit, während Landschaftsarchitekten ihre strukturgebenden Eigenschaften hervorheben. Naturschützer wiederum betonen ihren ökologischen Wert.
In den folgenden Abschnitten erfahren Sie alles Wissenswerte über die Pflege von Weiden: von der Auswahl der richtigen Art für Ihren Standort über die korrekte Pflanzung und den fachgerechten Schnitt bis hin zur Erkennung und Behandlung häufiger Schädlinge und Krankheiten. Mit praktischen Tipps und detaillierten Anleitungen werden Sie in die Lage versetzt, diese beeindruckenden Gehölze erfolgreich in Ihrem Garten zu kultivieren und ihre natürliche Schönheit viele Jahre lang zu genießen.
Die faszinierende Welt der Weiden
Die Geschichte der Weiden ist eng mit der menschlichen Kulturgeschichte verwoben. Seit Jahrtausenden werden diese vielseitigen Gehölze nicht nur als Zierpflanzen geschätzt, sondern auch für praktische Zwecke genutzt. Die biegsamen Zweige fanden Verwendung in der Korbflechterei, während die Rinde aufgrund ihres Gehalts an Salicin – einer Vorstufe der Acetylsalicylsäure – als natürliches Schmerzmittel diente.
„Weiden sind lebende Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Tradition und Innovation – sie lehren uns Flexibilität und Beständigkeit zugleich.“
Beliebte Weidenarten für den Garten
Die Vielfalt der Weidenarten ist beeindruckend und bietet für jeden Garten und jeden Geschmack die passende Variante. Hier sind einige der beliebtesten Arten:
- Trauerweide (Salix alba ‚Tristis‘) – Der Klassiker mit den charakteristisch überhängenden Zweigen, die bis zum Boden reichen können. Mit einer Höhe von bis zu 25 Metern ist sie ein imposanter Solitärbaum für größere Gärten und Parklandschaften.
- 🌿 Korkenzieherweide (Salix matsudana ‚Tortuosa‘) – Bekannt für ihre verdrehten, spiralförmigen Zweige, die besonders im Winter ohne Laub einen spektakulären Anblick bieten.
- 🌱 Purpurweide (Salix purpurea) – Ein kompakter Strauch mit purpurfarbenen jungen Trieben, der sich hervorragend für kleinere Gärten eignet.
- 🌳 Silberweide (Salix alba) – Ein großer Baum mit silbrig schimmernden Blättern, der besonders an Gewässern eine majestätische Erscheinung ist.
- 🌲 Kriechweide (Salix repens) – Ein niedrig wachsender Bodendecker, ideal für Steingärten oder als Hangbefestigung.
Die Auswahl der richtigen Weidenart hängt von mehreren Faktoren ab. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Entscheidung den verfügbaren Platz, die Bodenverhältnisse und den gewünschten Verwendungszweck. Für kleine Gärten eignen sich zwergwüchsige Arten oder spezielle Zuchtformen, während große Gärten oder Parklandschaften Raum für die imposanten Trauerweiden bieten.
Standortansprüche verstehen
Der natürliche Lebensraum vieler Weidenarten liegt in Feuchtgebieten und an Gewässerufern. Entsprechend bevorzugen die meisten Arten:
- Feuchte bis nasse Böden
- Sonnige bis halbschattige Standorte
- Nährstoffreiche Substrate
Dennoch gibt es erstaunlich anpassungsfähige Arten, die auch mit trockeneren Bedingungen zurechtkommen. Die Purpurweide (Salix purpurea) beispielsweise toleriert auch zeitweise Trockenheit, wenn sie erst einmal etabliert ist.
Eine besonders wichtige Überlegung bei der Standortwahl ist der Platzbedarf der ausgewählten Art. Trauerweiden können mit ihrem ausladenden Wuchs und dem weitreichenden Wurzelwerk problematisch werden, wenn sie zu nah an Gebäuden, unterirdischen Leitungen oder Abwasserrohren gepflanzt werden. Die Wurzeln können auf der Suche nach Wasser in Rohre eindringen und diese verstopfen.
Fachgerechte Pflanzung von Weiden
Die richtige Pflanzung legt den Grundstein für die gesunde Entwicklung Ihrer Weide. Mit der richtigen Vorbereitung und Technik können Sie sicherstellen, dass Ihr neues Gehölz optimal anwächst und gedeiht.
Der optimale Pflanzzeitpunkt
Weiden können prinzipiell das ganze Jahr über gepflanzt werden, solange der Boden nicht gefroren ist. Dennoch gibt es bevorzugte Zeiträume:
- Herbstpflanzung (Oktober bis November): Ermöglicht es den Pflanzen, vor dem Winter noch Wurzeln zu bilden
- Frühjahrspflanzung (März bis April): Ideal für kältere Regionen, wo strenge Winter jungen Pflanzen schaden könnten
Bei Containerpflanzen ist der Pflanzzeitpunkt weniger kritisch, da das Wurzelwerk geschützt ist. Wurzelnackte Pflanzen hingegen sollten unbedingt während der Vegetationsruhe gepflanzt werden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Pflanzung
Die fachgerechte Pflanzung einer Weide umfasst mehrere wichtige Schritte:
- Standortvorbereitung: Entfernen Sie Unkraut und lockern Sie den Boden großzügig auf. Bei schweren Böden kann die Beimischung von Sand die Drainage verbessern.
- Pflanzloch ausheben: Das Loch sollte etwa doppelt so breit und etwas tiefer sein als der Wurzelballen. Bei größeren Bäumen empfiehlt sich ein Durchmesser von mindestens 1 Meter.
- Pfahl einschlagen: Bei Baumformen ist eine Stützung in den ersten Jahren sinnvoll. Schlagen Sie den Pfahl vor dem Einsetzen der Pflanze ein, um Wurzelverletzungen zu vermeiden.
- Pflanze einsetzen: Setzen Sie die Weide so ein, dass der Wurzelhals auf Höhe der Bodenoberfläche liegt. Zu tiefes Pflanzen kann zu Fäulnis führen.
- Erde auffüllen: Füllen Sie das Pflanzloch mit der ausgehobenen Erde, der Sie eventuell Kompost beimischen können. Drücken Sie die Erde leicht an, ohne sie zu verdichten.
- Angießen: Wässern Sie die frisch gepflanzte Weide gründlich mit mindestens 20-30 Litern Wasser, um Lufteinschlüsse zu beseitigen und das Anwachsen zu fördern.
- Mulchen: Eine 5-10 cm dicke Mulchschicht aus Rindenmulch oder Kompost hält die Feuchtigkeit im Boden und unterdrückt Unkraut.
„Die Sorgfalt bei der Pflanzung entscheidet über Jahrzehnte des Wachstums – ein Tag geduldiger Arbeit wird mit Jahren voller Schönheit belohnt.“
Besonderheit: Vermehrung durch Stecklinge
Eine faszinierende Eigenschaft von Weiden ist ihre außergewöhnliche Fähigkeit zur vegetativen Vermehrung. Selbst einfache Zweigstücke können Wurzeln bilden und zu neuen Pflanzen heranwachsen. Diese Eigenschaft macht die Vermehrung durch Stecklinge besonders einfach:
- Schneiden Sie im Winter oder zeitigen Frühjahr 20-30 cm lange Zweigstücke von gesunden, einjährigen Trieben.
- Entfernen Sie alle Blätter und Seitentriebe.
- Stecken Sie die Stecklinge etwa zur Hälfte in feuchten Boden oder zunächst in ein Gefäß mit Wasser.
- Bei der Direktpflanzung in den Boden sollte der Steckling regelmäßig feucht gehalten werden.
- Nach wenigen Wochen bilden sich erste Wurzeln und neue Blätter.
Diese einfache Vermehrungsmethode ermöglicht es, mit geringem Aufwand neue Weiden zu ziehen oder lebende Weidenzäune und -strukturen zu gestalten.
Der fachgerechte Schnitt von Weiden

Weiden gehören zu den Gehölzen, die regelmäßigen Schnitt nicht nur tolerieren, sondern sogar davon profitieren können. Je nach Art und Verwendungszweck sind unterschiedliche Schnittmethoden angebracht.
Grundlegende Schnitttechniken
Für die verschiedenen Weidenarten haben sich unterschiedliche Schnittmethoden bewährt:
Schnittmethode | Geeignete Arten | Zeitpunkt | Vorteile |
---|---|---|---|
Auslichten | Trauerweide, Silberweide | Spätwinter | Erhält die natürliche Wuchsform, verbessert Luftzirkulation |
Kopfschnitt | Kopfweiden (Salix alba) | Alle 2-3 Jahre im Winter | Traditionelle Schnittform, fördert charakteristischen Wuchs |
Auf Stock setzen | Korbweide, Purpurweide | Jährlich oder alle 2-3 Jahre | Fördert farbige junge Triebe, hält Strauchform kompakt |
Formschnitt | Kleinwüchsige Arten | Nach Bedarf, meist Frühsommer | Ermöglicht dekorative Formen, z.B. für Weidenzäune |
Der richtige Zeitpunkt für den Schnitt ist entscheidend. Die meisten Schnittmaßnahmen werden idealerweise in der Vegetationsruhe durchgeführt, also im späten Winter oder frühen Frühjahr, bevor der Saftfluss einsetzt. Bei starkem Schnitt kann es zu intensivem „Bluten“ kommen, was die Pflanze zwar selten ernsthaft schädigt, aber vermieden werden sollte.
Kopfweiden – eine traditionelle Kulturform
Eine besondere Schnittform stellt der Kopfweidenschnitt dar. Diese traditionelle Methode hat nicht nur kulturhistorische Bedeutung, sondern schafft auch wertvolle Biotope für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Bei dieser Technik werden die Äste alle 2-3 Jahre komplett bis auf den „Kopf“ zurückgeschnitten, wodurch sich im Laufe der Jahre die charakteristische verdickte Kopfform bildet. In den entstehenden Hohlräumen und Mulden sammelt sich organisches Material, das Lebensraum für spezialisierte Insekten, Moose und sogar kleine Säugetiere bietet.
„In jedem Kopfweidenstamm verbirgt sich ein ganzes Universum – ein Mikrokosmos des Lebens, der nur durch die regelmäßige Pflege des Menschen erhalten bleibt.“
Verjüngungsschnitt bei älteren Exemplaren
Ältere Weiden können durch einen gezielten Verjüngungsschnitt revitalisiert werden. Dabei werden:
- Abgestorbene und kranke Äste vollständig entfernt
- Konkurrierende Leittriebe auf einen dominanten reduziert
- Zu dicht stehende Zweige ausgelichtet
- Bei Bedarf die Krone insgesamt eingekürzt
Ein solch radikaler Schnitt sollte nur bei vitalen Pflanzen durchgeführt werden und über mehrere Jahre verteilt erfolgen, um die Pflanze nicht zu überfordern. Die erstaunliche Regenerationsfähigkeit der Weiden ermöglicht jedoch selbst bei drastischen Eingriffen meist ein kräftiges Neuaustrieben.
Pflege und Düngung

Trotz ihrer relativen Anspruchslosigkeit profitieren Weiden von einer regelmäßigen Pflege, um ihre volle Schönheit zu entfalten und gesund zu bleiben.
Bewässerung und Bodenfeuchte
Die meisten Weidenarten sind wahre Wasserlieblaber. Besonders in den ersten Jahren nach der Pflanzung ist eine regelmäßige Bewässerung essentiell:
- Jungpflanzen: In den ersten zwei Vegetationsperioden sollten Sie bei Trockenheit 1-2 Mal wöchentlich durchdringend wässern.
- Etablierte Pflanzen: Ausgewachsene Weiden mit tiefreichendem Wurzelwerk kommen meist mit dem natürlichen Niederschlag zurecht, sollten aber bei anhaltender Trockenheit zusätzlich gewässert werden.
- Standort am Gewässer: Weiden an Teichen oder Bächen benötigen in der Regel keine zusätzliche Bewässerung.
Eine Mulchschicht aus organischem Material wie Rindenmulch oder Kompost hilft, die Feuchtigkeit im Boden zu halten und gleichzeitig unerwünschten Wildwuchs zu unterdrücken.
Nährstoffversorgung und Düngung
Weiden haben einen mittleren bis hohen Nährstoffbedarf. Eine angepasste Düngung unterstützt gesundes Wachstum:
Nährstoff | Funktion | Düngezeitpunkt | Empfohlene Düngerart |
---|---|---|---|
Stickstoff (N) | Fördert Triebwachstum | Frühjahr | Kompost, organischer Volldünger |
Phosphor (P) | Unterstützt Wurzelbildung | Bei Pflanzung | Hornspäne, Knochenmehl |
Kalium (K) | Erhöht Frostresistenz | Spätsommer | Holzasche, Kalimagnesia |
Magnesium (Mg) | Wichtig für Blattgrün | Bei Mangelsymptomen | Bittersalz |
Für die meiste Zeit des Jahres ist eine jährliche Gabe von gut verrottetem Kompost ausreichend. Verteilen Sie im Frühjahr eine 2-3 cm dicke Schicht im Wurzelbereich, ohne diese direkt an den Stamm zu bringen. Bei sandigen Böden oder Symptomen von Nährstoffmangel kann ein organischer Langzeitdünger ergänzend eingesetzt werden.
„Der fruchtbarste Boden für Weiden ist nicht unbedingt der nährstoffreichste, sondern der, der die richtige Balance aus Feuchtigkeit, Luft und Nährstoffen bietet.“
Bodenpflege und Unkrautkontrolle
Der Bereich unter der Weide sollte besonders in den ersten Jahren nach der Pflanzung frei von konkurrierendem Bewuchs gehalten werden. Eine schonende Methode ist das regelmäßige Mulchen:
- Halten Sie einen Radius von mindestens 50 cm um den Stamm unkrautfrei
- Verwenden Sie eine 5-10 cm dicke Mulchschicht aus organischem Material
- Erneuern Sie die Mulchschicht jährlich im Frühjahr
- Achten Sie darauf, dass der Mulch nicht direkt den Stammansatz berührt, um Fäulnis zu vermeiden
Bei etablierten Weiden kann eine naturnahe Unterpflanzung mit schattentoleranten Stauden oder Frühjahrsblühern das Gesamtbild abrunden und gleichzeitig den Boden bedecken.
Schädlinge und Krankheiten erkennen und bekämpfen
Obwohl Weiden relativ robust sind, können sie von verschiedenen Schädlingen und Krankheiten befallen werden. Eine frühzeitige Erkennung und angemessene Behandlung sind entscheidend, um dauerhafte Schäden zu vermeiden.
Häufige Schädlinge an Weiden
Zu den wichtigsten tierischen Schädlingen an Weiden zählen:
- Weidenblattläuse (Cavariella spp.): Diese Sauginsekten besiedeln die Unterseite der Blätter und Triebspitzen. Bei starkem Befall kommt es zu Blattverkrümmungen und Honigtaubildung.
- Weidenbohrer (Cossus cossus): Die Larven dieses Nachtfalters bohren sich in das Holz und können erhebliche Schäden verursachen. Befallene Stellen erkennt man an Bohrmehl und austretenden Säften.
- Weidenrüsselkäfer (Cryptorhynchus lapathi): Die Larven fressen unter der Rinde und im Holz, was zu absterbendem Gewebe und Bruchgefahr führt.
- Weidenblattkäfer (Chrysomela spp.): Sowohl Käfer als auch Larven fressen an den Blättern und können bei Massenbefall zu Kahlfraß führen.
- Spinnmilben: Bei trockenen, warmen Bedingungen können Spinnmilben auftreten, die zu einer feinen Sprenkelung der Blätter führen.
Die Bekämpfung sollte möglichst naturverträglich erfolgen. Bei leichtem Befall reicht oft ein kräftiger Wasserstrahl oder das manuelle Entfernen. Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen oder Raubmilben können gezielt gefördert werden. Nur bei schwerem Befall sollten biologische Präparate wie Neem-Öl oder Kaliseifen zum Einsatz kommen.
Wichtige Weidenkrankheiten
Neben Schädlingen können auch verschiedene Krankheitserreger Weiden befallen:
- Weidenrost (Melampsora spp.): Diese Pilzerkrankung zeigt sich durch orangefarbene Pusteln auf der Blattunterseite und gelbliche Flecken auf der Oberseite.
- Rindenbrand: Ein Komplex verschiedener Pilzerkrankungen, der zum Absterben der Rinde und schließlich ganzer Äste führen kann.
- Verticillium-Welke: Ein bodenbürtiger Pilz, der die Wasserleitungsbahnen verstopft und zum plötzlichen Welken einzelner Äste führt.
- Bakterienbrand: Bakterielle Infektion, die zu krebsartigen Wucherungen und Rindenschäden führt.
„Krankheiten an Weiden sind oft ein Zeichen für Stress – eine gestärkte Pflanze am richtigen Standort besitzt die besten Abwehrkräfte gegen Schaderreger.“
Präventive Maßnahmen
Vorbeugen ist auch bei Weiden besser als heilen. Folgende Maßnahmen können dazu beitragen, Schädlings- und Krankheitsbefall zu minimieren:
- Auswahl standortgerechter, widerstandsfähiger Arten und Sorten
- Regelmäßige Kontrolle der Pflanzen auf Anzeichen von Befall
- Ausgewogene Nährstoffversorgung ohne Überdüngung
- Entfernung und Entsorgung befallener Pflanzenteile
- Förderung der Biodiversität im Garten zur Unterstützung natürlicher Gegenspieler
- Hygienische Schnittmaßnahmen mit sauberen, scharfen Werkzeugen
Bei der Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen sollte immer der integrierte Pflanzenschutz im Vordergrund stehen: Zunächst mechanische und biologische Methoden ausschöpfen, bevor chemische Mittel zum Einsatz kommen.
Kreative Verwendungsmöglichkeiten für Weiden

Die Vielseitigkeit der Weiden beschränkt sich nicht nur auf ihre ornamentalen Qualitäten als Garten- und Parkgehölze. Ihre besonderen Eigenschaften machen sie zu wahren Multitalenten in der Gartengestaltung und darüber hinaus.
Lebende Weidenbauwerke
Die Fähigkeit der Weiden, aus Stecklingen neu auszutreiben und weiterzuwachsen, ermöglicht faszinierende lebende Strukturen:
- Weidentipi: Ein natürlicher Spielraum für Kinder, der mit der Zeit immer dichter zusammenwächst
- Weidendome: Beeindruckende Raumstrukturen, die als Ruheplatz oder für Veranstaltungen genutzt werden können
- Weidenzäune: Lebende Begrenzungen, die mit jedem Jahr stabiler werden
- Weidenlabyrinthe: Grüne Irrgärten, die sich stetig verändern
Für solche Projekte eignen sich besonders schnellwachsende Arten wie die Korbweide (Salix viminalis) oder die Purpurweide (Salix purpurea). Die beste Zeit für den Bau ist das zeitige Frühjahr, wenn die Stecklinge kurz vor dem Austreiben stehen.
Weidenruten für Flechtarbeiten
Die biegsamen Triebe verschiedener Weidenarten sind seit Jahrtausenden ein geschätztes Material für die Korbflechterei und andere Handwerkskunst:
- Korbwaren aller Art, von kleinen Körbchen bis zu großen Wäschekörben
- Gartenmöbel wie Sessel oder kleine Tische
- Dekorative Elemente wie Kränze, Rankhilfen oder Pflanzenständer
- Zäune und Sichtschutzwände
Für Flechtarbeiten werden die Ruten im Winter geschnitten, wenn sie blattlos und am flexibelsten sind. Je nach Verwendungszweck können sie frisch (mit Rinde) oder geschält verarbeitet werden.
„In jeder Weidenrute schlummert die Möglichkeit zur Transformation – von einem einfachen Zweig zu einem Kunstwerk, von einem Steckling zu einem lebenden Bauwerk.“
Ökologischer Wert von Weiden
Neben ihren gestalterischen Qualitäten haben Weiden einen herausragenden ökologischen Wert:
- Bienenweide: Als eine der ersten blühenden Gehölze im Jahr bieten die männlichen Kätzchen wichtige Nahrung für Bienen und andere Insekten im zeitigen Frühjahr
- Vogelschutz: Die dichte Verzweigung bietet ideale Nistplätze für viele Vogelarten
- Insektenhabitat: Über 200 Insektenarten sind speziell an Weiden angepasst
- Uferbefestigung: Das intensive Wurzelwerk schützt Ufer vor Erosion
- Phytoremediation: Weiden können Schwermetalle aus belasteten Böden aufnehmen und werden zur Sanierung von Industrieflächen eingesetzt
Diese ökologischen Funktionen machen Weiden zu wertvollen Bestandteilen naturnaher Gärten und zu wichtigen Elementen in der Landschaftspflege.
Weiden im Jahreslauf
Die Erscheinung und Pflegeanforderungen von Weiden verändern sich im Verlauf der Jahreszeiten deutlich. Ein Verständnis dieser jahreszeitlichen Dynamik hilft bei der optimalen Pflege.
Frühjahr: Zeit des Erwachens
Im zeitigen Frühjahr, oft schon im Februar oder März, zeigen sich die ersten Anzeichen neuen Lebens:
- Die silbrig behaarten Kätzchen erscheinen noch vor dem Laubaustrieb
- Männliche Kätzchen entwickeln gelbe Staubgefäße und bieten Nahrung für die ersten Insekten
- Mit steigenden Temperaturen beginnt der Blattaustrieb
- Der Boden unter der Weide erwacht mit Frühjahrsblühern wie Schneeglöckchen oder Krokussen
Dies ist auch die ideale Zeit für die Pflanzung neuer Weiden und für Vermehrung durch Stecklinge. Notwendige Schnittmaßnahmen sollten vor dem starken Saftfluss abgeschlossen sein.
Sommer: Volle Pracht
In den Sommermonaten zeigen Weiden ihre volle Schönheit:
- Die vollständig entwickelte Belaubung bildet oft dichte, schattenspendende Kronen
- Bei Trauerweiden schaffen die bis zum Boden reichenden Zweige geschützte Räume
- An heißen Tagen ist eine ausreichende Wasserversorgung besonders wichtig
- Gelegentliche Kontrollgänge helfen, beginnenden Schädlingsbefall frühzeitig zu erkennen
Der Sommer ist auch die Zeit, in der lebende Weidenstrukturen regelmäßig in Form gehalten werden sollten, indem unerwünschte Seitentriebe entfernt werden.
Herbst: Goldene Färbung
Mit dem Herbst beginnt die Zeit der Veränderung:
- Viele Weidenarten entwickeln eine goldgelbe Herbstfärbung
- Das fallende Laub bildet eine natürliche Mulchschicht
- Die Pflanzen bereiten sich auf die Winterruhe vor
- Es ist eine gute Zeit, um den Boden mit Kompost zu verbessern
Im Herbst können auch größere Pflanzungen neuer Weiden vorgenommen werden, damit die Pflanzen vor dem Winter noch Wurzeln bilden können.
„Der Herbst einer Weide ist wie ein leises Abschiedslied – die goldenen Blätter tanzen im Wind, bevor sie den Boden für neues Leben bereiten.“
Winter: Skulpturale Schönheit
Auch in der kalten Jahreszeit haben Weiden ihren eigenen Reiz:
- Die filigrane Zweigstruktur wird ohne Laub besonders deutlich
- Raureif oder Schnee auf den Zweigen schaffen zauberhafte Winterbilder
- Die Rinde mancher Arten wie der Korallenweiden leuchtet in intensiven Farben
- Es ist die ideale Zeit für Schnittmaßnahmen und die Gewinnung von Flechtmaterial
Der Winter bietet auch die Gelegenheit, die Struktur der Pflanze zu beurteilen und Pläne für notwendige Schnittmaßnahmen im kommenden Spätwinter zu machen.
Häufige Fragen zur Pflege von Weiden
Wie schnell wachsen Weiden?
Weiden gehören zu den schnellwüchsigsten Gehölzen in unseren Breiten. Junge Pflanzen können unter optimalen Bedingungen jährliche Zuwächse von 1-2 Metern erreichen. Die Wachstumsgeschwindigkeit variiert jedoch stark je nach Art. Während Trauerweiden und Silberweiden sehr schnell wachsen, entwickeln sich zwergwüchsige Arten wie die Kriechweide deutlich langsamer. Das schnelle Wachstum ist einerseits vorteilhaft, wenn rasch ein Sichtschutz oder eine Strukturpflanze etabliert werden soll, erfordert aber auch regelmäßige Pflegemaßnahmen, um die Pflanzen in Form zu halten.
Können Weiden auch in trockenen Gärten gedeihen?
Obwohl Weiden generell feuchte Standorte bevorzugen, gibt es durchaus Arten, die auch mit trockeneren Bedingungen zurechtkommen. Die Purpurweide (Salix purpurea) und die Korkenzieherweide (Salix matsudana ‚Tortuosa‘) sind beispielsweise relativ trockenheitstoleranter als andere Arten. Für sehr trockene Standorte empfiehlt sich die Salweide (Salix caprea), die auch auf mageren Böden gedeiht. Wichtig ist eine gute Anwuchspflege mit regelmäßiger Bewässerung in den ersten zwei bis drei Jahren. Danach haben die Pflanzen in der Regel ein ausreichend tiefes Wurzelsystem entwickelt, um auch längere Trockenphasen zu überstehen.
Wie verhindere ich, dass Weidenwurzeln in Wasserleitungen eindringen?
Das aggressive Wurzelwachstum von Weiden, besonders von großen Arten wie der Trauerweide, kann tatsächlich zu Problemen mit unterirdischen Leitungen führen. Um dies zu vermeiden, sollten Sie folgende Vorsichtsmaßnahmen treffen:
- Halten Sie einen Mindestabstand von 5-10 Metern zu Wasserleitungen, Abwasserrohren und Drainagesystemen ein.
- Bei beengten Verhältnissen können Wurzelbarrieren aus spezieller Teichfolie oder Wurzelsperre eingesetzt werden.
- Wählen Sie für kleine Gärten mit unterirdischer Infrastruktur besser kleinwüchsige Arten oder solche mit weniger aggressivem Wurzelwachstum.
- Regelmäßige Bewässerung kann dazu beitragen, dass die Wurzeln weniger intensiv nach Wasser suchen und daher weniger wahrscheinlich in Rohre eindringen.
In bereits problematischen Fällen können spezielle Wurzelschneider eingesetzt werden, die in die Rohre eingeführt werden und eingedrungene Wurzeln entfernen.
Wann ist der beste Zeitpunkt für den Rückschnitt einer Trauerweide?
Der optimale Zeitpunkt für den Schnitt einer Trauerweide liegt in der späten Winterruhe, idealerweise im Februar oder März, kurz bevor der Saftfluss einsetzt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Pflanze noch in Ruhe, wird aber durch den Schnitt nicht mehr so stark geschwächt wie im Tiefwinter. Zudem heilen die Schnittwunden mit dem beginnenden Wachstum schneller.
Bei Trauerweiden sollte der Schnitt generell zurückhaltend erfolgen. Ziel ist es, die charakteristische überhängende Form zu erhalten, während gleichzeitig die Krone ausgelichtet wird. Entfernen Sie zunächst abgestorbene oder kranke Äste, dann zu dicht stehende Zweige im Kroneninneren, um die Luftzirkulation zu verbessern. Die herabhängenden Zweige sollten nur gekürzt werden, wenn sie den Boden berühren oder Wege versperren.
Wie bekämpfe ich Weidenrost effektiv und umweltschonend?
Weidenrost (Melampsora-Arten) ist eine häufige Pilzerkrankung, die sich durch orangefarbene Pusteln auf der Blattunterseite und gelbe Flecken auf der Blattoberseite zeigt. Für eine umweltschonende Bekämpfung empfehlen sich folgende Maßnahmen:
- Präventiv: Wählen Sie resistente Sorten und sorgen Sie für ausreichenden Pflanzabstand, der eine gute Luftzirkulation ermöglicht.
- Hygiene: Entfernen Sie befallenes Laub konsequent und entsorgen Sie es über den Hausmüll oder die Biotonne (nicht kompostieren!), da der Pilz dort überwintert.
- Stärkung der Pflanze: Eine ausgewogene Versorgung mit Nährstoffen und Wasser erhöht die Widerstandsfähigkeit der Pflanze.
- Biologische Behandlung: Spritzungen mit Schachtelhalmbrühe oder verdünnter Milch (1:10 mit Wasser) können die Widerstandskraft erhöhen.
- Bei starkem Befall: Biologische Fungizide auf Basis von Backpulver oder Natriumbicarbonat können eingesetzt werden. Als letztes Mittel kommen umweltverträgliche Fungizide mit dem Wirkstoff Schwefel in Frage.
Da Weidenrost einen Wirtswechsel zwischen Weiden und Lärchen vollzieht, kann in manchen Fällen auch die räumliche Trennung dieser Wirtspflanzen hilfreich sein.